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Übrigens: Gestern vor 19 Jahren. Schrecklich und sehr bewegend. Wie heute, wie gestern tagsüber und am späten Abend, wie die ganze letzte Woche und die ganzen letzten Monate und ein paar Jahre jetzt schon. Überall auf der Welt. Man kommt ja gar nicht mehr hinterher mit den Gedanken. Wie auch. Damals versuchte ich mich durch Hintertüren in Medien- und Bilderflutkritik, ich versuchte den Teufel herauszufordern durch ständiges Verwursten auch derjenigen Bilder, die so fürchterlich über uns kamen. Beelzebub im Postpop. Eine Art Beschwörung durch Aneignung war das, manchmal auch sarkastisch und über das Ziel hinaus. Nie aber feindlich dem Menschen, eher ein wenig grundverzweifelnd und um Abstand bemüht. Meine Jugend war ja schön gewesen und recht unbeschwert. Die Modestrecken in den Magazinen gleich neben den Toten auf der nächsten Seite. Bild zeigt holprige Rötelzeichnung, Tuschestift, Durchschlagtinte vom Januar 1999 auf Transparentpapier in 30x30cm, angefertigt im Künstlerhaus Kloster Cismar nahe der Ostsee. Es wäre gut, sollte künftig unsererseits in ggf. vollständiger Neo-Naivität (gerne auch meta) schlicht Sämtliches geschehen, auch weiterhin schöne Jugenden zu ermöglichen. Wozu sonst sind wir denn da. Der Zynismus der Überalterten ist ein übler Geselle und kein guter Ratgeber. Dazu hausgemacht. Ich wünsche leise frohe Pfingsten.
„Die Modestrecken in den Magazinen gleich neben den Toten“ – mir hat sich da so ein Bild eingebrannt: Klassenfahrt in der Neunten nach Großarl zum Skifahren, Hinfahrt, ich sitze vorne im Bus, der sich immer weiter ins alpine Gebirge hineinschraubt, vor mir die beiden Lehrer, einer blättert im Stern und zeigt seinem Kollegen mit gerunzelter Stirn das Hochglanzganzseitenfoto eines Afrikaners mit abgeschnittenem Bein. Mischte sich schräg in meine vorfreudige Erwartung des Klassenfahrtsgeschehens. Wünsche frohe Pfingsten gehabt zu haben!
Etwas trocken könnte einem einfallen: „Monoski“. Vor manchem gilt es Augen und Rinde von Hirn zu schützen.