Glaubeliebehoffnung

lambchop

Es geht wohl einfach nicht anders, gibt wohl keinen anderen Weg, als dass man seine Feinde liebt, um überhaupt noch etwas zu verändern aus dieser seltsamen Spirale endlich hinaus, wenn ich das alles zum Durchsezieren mir vor die Augen führe, die mannigfachen Informationen dieses Jahres in potenzierten Grausam- und Unvernünftigkeiten. Früher war Punk, heute ist Köpfen und Flugzeugeabschießen. Die rebellierenden Visionen haben sich eben verändert. Mit Schuldzuweisungen wird nicht weitergekommen werden, aber genau dies wiederholt sich, seis von den Dummen, seis von den Schlauen. Mir ists zum Verzweifeln. Da lese und höre ich tausendmal als Rechtfertigung für Gräuel aller Art von dort und hier „Aber da waren doch auch die Kreuzzüge!“, oder „aber auch die Christen hatten doch ihre Ehrenmorde!“ und „aber es sind doch die Amerikaner, die noch viel mehr…“ usw., und dann ist ganz am Ende und ratlos stets der „Westen“ schuld, ganz zuletzt, als würde das, wenn es denn je so wäre, in der momentanen Welt auch nur noch irgendeinen Erkenntniszuwachs oder vor allem Rettung bedeuten. Ich habe die Schnauze voll davon.

Zudem dann eine schon fast überhöht kommödienhafte Betrachtung, wie mir scheint, als dass es dort die „Kinder“ gäbe und gibt, die noch nicht ganz in der Gegenwart Angekommenen, nämlich zum Beispiel hie „die Muslime“, denen man väterlich/mütterlich alles mögliche an Ungereiftheiten zugestehen muss, da diese ja noch nicht erwachsen sind (zum Beispiel Burka oder Peitsche oder komische Umgangsweisen mit andersgläubigen Gefangenen, Frauen und Homosexuellen etc.), dort die aufgeklärten „Erwachsenen“ im Westen, die all das ja schon hinter sich haben müssten in Weisheit und im vererbten Erkenntnisdarwinismus auf ihren Gonaden und gönnerhaft und mit mehr oder weniger Goodwill die Entwicklung der „Zurückgebliebenen“ betrachten, weil man die Kinder ja zu lieben hat, selbst wenn sie Frösche aufpusten mit Trinkhalmen, bis diese platzen oder Regenwürmer zerschneiden. Eine Überheblichkeit und Arroganz ohnegleichen.

Diese allzu schrägen Blickwinkel, kurz übergeordnet, sodann im Paradox nicht zuletzt auch in der (natürlich aufgeklärten) Betrachtung von menschengegebener und -ausgeübter Religiosität überhaupt und an sich: Die verfolgten und gemeuchelten (beispielsweise) Christen sind – da jene ja demzufolge schon erkenntnisangehäuft und eher und schon länger ans Sterben gewöhnt (Jesus etc.), bevor aktiv sich wehrend und ggf. tötend in ihrer Selbstverteidigung – weniger wichtig, als beispielsweise die „kindlichen“ Muslime, deren Religionsausübung immer noch ethnologisch quasi als „Schutz bedrohter Völker“ angesehen wird, so kommt mir das vor, also eher ziemlich exotisch, daher irgendwie verständnisvoll in der intellektuell-empathischen Rezeption bei allem kulturfremden Fressen. So ein waschechter betender Katholik dagegen ist ja nur peinlich. Wieviele aus christlich/jüdischen Kontext wohl dachten insgeheim, den Bischof von Limburg sollte man kreuzigen? Mir graut und ich habe die Schnauze voll davon, auch davon.

Von dieser Überkreuzargumentiererei. Und den Manipulationen an den Diskurswaagen.

Ich könnte jetzt ja sagen, ich finde es witzig, absurd, semi-schlimm, unverständlich, dann wieder witzig und so weiter, dass Menschen hier auf die Strasse gehen, um für andere Menschen zu demonstrieren, die ihnen genau dieses „auf-die-Strasse gehen“ und ggf. einiges mehr möglicherweise in Zukunft möglicherweise verbieten wollen, weil diese sich davon beleidigt fühlen könnten. Ich bin höchstüberzeugt von einem ganz grundlegenden Wunsch nach der Freiheit der Entfaltung. Ich bin eben Teil des „Westens“, ich stehe dazu, ich bin das gerne und wertschätze die Errungenschaften. Zum Beispiel auch den Täterschutz. Und spätestens aber bei angedachten „Bilderverboten“ werde ich nervös, kratzig und rallig und fahre meine Bürsten aus, kulturrücksichtslos. Wie im Sandkasten, damals.

Und dann aber nun auch zuletzt noch die nüchternen westlichen Rechner, die geldwerte Statistiken in die Diskussion einwerfen. Wieviel kostet und lohnt sich ein Flüchtling in Gegenrechnung – das ist das Widerlichste, was ich seit langem hörte. Dann doch lieber noch das deutsche Handwerk, das sich für das sofortige Ausbilden von Vertriebenen anbietet. Oder – noch besser – diese kleine Möbelfirma in Berlin, die einfach losmacht und nicht auf eine asylrechtlich politische Erlaubnis wartet.

Die Superversteher gehen mir auf die Nerven, die Supernichtversteher sowieso mindestens genauso. Alles schwappt in einem Topf und jeder gibt potenziert seine Soße dazu, mit warmen Socken an den Füßen. Und nun auch ich. Dabei geht es doch nur um eines: Wie, um Himmels Willen, wie kann man angesichts des nahöstlichen und afrikanischen Elends Menschen, die von dort geflohen sind, zurückweisen? Und gleichzeitig an eine bessere Welt und Weihnachten glauben?

Um mich mit einem unverzeihlichen Rückzug ins Private von all diesen Dingen zu beruhigen und abzulenken, habe ich mir zwei kleine schöne Eintrittskarten gekauft. Darauf freu ich mich schon sehr. Und auf ein gesamtweltpolitisch besseres Neues Jahr 2015, wovon ich immer noch irgendwie überzeugt bin, dass es passieren könnte, und welches ich Ihnen allen wünsche mit viel LOVE, Liebe, Zeit, Gesundheit und immer genügend Asche unter der Sohle.

Und jetzt geh ich Schlittenfahren.

/gemütlich

Oben jetzt Rollstuhl für alle Fälle und fürs Runterbugsieren zum Kraftfahrzeug. Die Umgestaltung ihres Lebensraumes, ein bisschen wie bei Gregor Schneider (denk ich manchmal), nur eben angewandt. Das vergangene Jahr. Die Barocktruhe verstaubt nun im Obergeschoss anstatt im EG, dort oben auch allerlei Stühle, auch ein Toilettenstuhl von der Kasse, für alle Fälle jederzeit, ein Badewannenlift (für alle Fälle) und gern gesehener Kram aus 50 Jahren, der im Erdgeschoss nur noch hinderlich war. Allerdings. Das alles innerhalb des letzten Jahres. Stück für Stück, Lebensteile, die kopfüber durchs Haus wandern und sich wahrscheinlich fragen, wofür sie eigentlich mal gebraucht wurden. Oder, an was sie erinnern. Oder sich erinnern. Vor einem Jahr ist sie noch mit Stock durch die Wohnung gelaufen. Das ist erst ein Jahr her. Vor einem Jahr wurde sie innerhalb von ein paar Tagen nicht unwesentlich schwächer. Kurz vor Weihnachten vor einem Jahr ist sie hingefallen. Nochmals dann im Sommer, nachts, ist sie hingefallen. Und immer ein großes Glück. Einmal war ich da, ein andermal war ich weit weg. Seit morgen vor einem Jahr ungefähr alles nur noch mit dem Rollator. Sie sagt „Wägelchen“ dazu, ziemlich liebevoll. Ein ständiges Bangen um des Hinfallens. Ein Zittern und Leuchten und Blinken, wie lange geht das noch gut, wie lange das noch gut geht. Nun und diese Tage sitzt sie wieder im Fernsehstuhl und die Kirschkern mümmelt sich aufs Sofa daneben im Schlafanzug. „Gemütlich“ die Devise. Dann sitzen sie da und liegen, kichern und erzählen und warten auf Schnee und Weihnachten. Die Köchin kocht, predigt hochsaisonal und bringt das Essen hinauf an den Waldrand auf den Tisch. In dieses warme Nest einer letzten Gemütlichkeit, an die sich alle einst wahrscheinlich gerne erinnern werden. So ist das hier mit den Damen.

Galaballaballa

und ich im taillierten weisshemd, im feinen jackett, ausgerechnet ich, in der fallenden feinen STOFFhose, man möchte ja geradezu NACKT darunter sein, so angenehm fühlt sich das an. überhaupt alle nackend und reizend bei diesem BALL in einem KONZERthaus, neuere architektur, gelungen, gleichwohl: Tortursiedlung. /die edelmetalltänzer legen sich einen hin, bewundernswert, und immerhin gibts aber auch die grundschritte und dazu jede menge seele meiner- und unsererseits. da tanzen die ANNEREN rumba und WIR machen foxtrott, weils nämlich wurscht ist, aber wahrscheinlich ists bei den edelmetalltänzern garnicht wurscht manchmal, immerhin ist dies ja ein BALL (ein waschechter), der ein oder andere strenge blick wird mit einem kick in die achillesgegend bestraft und gut ist die angelegenheit, wie auf der autobahn oder an der tanke, aber ich war ja gar nicht böse, sondern grenzenlos entspannt, zumal die kirschkern (aus KINDERN werden leute) mitsamt der freundin eine FLANIERKARTE gelöst und aufgebrezelt hatten, so ganz zur freude meinerseits, ich seh sie da noch in windeln liegen, im sandkasten in SCHÖ.berg spielen, das schaukeln lernen, und so weiter den ganzen elternquatsch eben (kleintränchen meinerseits, himmel…), kurz nähert sich die ganze geschichte, dann aber verschwindet sie ruckzuck ohne reflektion, denn irgendwann gibts da auch nüscht mehr zu reflektieren und ich FREU mich über meine wunderbare tanzpartnerin, wir wirbeln da rumm im alleswird gut, und ist es sowieso schon, KAMPF DEM DOGMA und sowieso allen unreflektierten arschlöchern – und dann dieser langsame WALtZER und bisschen freestilezwischendrin, das alles – ich begebe mich zum anfang – im ANZUG und aufm klo im spiegel kommt mir, ich seh eigentlich gar nicht so ganz schlecht aus für meine 73 jahre, wer weiss, wie lange noch, aber ALLES IST GUT.

die kirschkern also im roten ballkleid mit stöckeln. hätt ich niemals gedacht. ich freu mich sehr, wie sie das macht und offenbar gefallen daran findet. zudem: geschminkt. so ganz anders, als ihre mutter. damals. mit ihrer mutter hab ich nie getanzt, weil die das nie mochte. man muss das ja auch nicht mögen. siehste wohl, so eine trennung ist doch auch knorke. was beklagste dich also noch. /ich beklag mich doch gar nicht, GROSSER BRUDER und höheres wesen. keinen einzigen KNACKpunkt fand ich dort vorgestern abend. ausser der tatsache der tortursiedlung. meine verschnörkelten negativstrukturen einer höheren abgrenzung greifen nicht mehr so an, wie sie das mal taten. oder besser, ich habe jetzt wahrscheinlich die zweite schleife des tantrischen banalmeta erreicht. denn ich habe mir inzwischen eine BAD-BANK eingerichtet. eine heilige no-go-area. eine kultstätte, ganz hinten im bannwald vom kleinhirn. wahrscheinlich werd ich alt, entweder, oder ein reife- und erkenntnisschub überkommen mich erneut, oder beides. es ist entspannend und mein erinnern kann mir ohnehin niemand nehmen, da bin ich elefant im besten saft und sinn.

/natürlich bin ich misstrauisch. was wär ich oben ohne.

aber wenn da im ballsaal zu der musik von „THE KNACK“ Jive getanzt wird von lauter jungen menschen (200 stück), dann gefällt mir das auch schon mal, ziemlich sogar.

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1613 frei, gelegt

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Sowas war lange nicht, jedenfalls mir. Und wir dachten am Anfang noch, vielleicht eine seriöse Turmheilige, die Barbara zum Beispiel. Stattdessen neben floralen Motiven in den angrenzenden Fachwerkfeldern dieses hier, eine Karikatur fast, von was und wem und warum auch immer. Als erste Fassung, bestätigt, und nicht etwa ein frühes Grafitti. Lockerer Strich. Und das 5 Jahre, bevor der große Krieg begann. Eine Schnapsliesel vielleicht, Aufforderung zum Lockersein oder Übung und Traum vom Gesellen? Die damals waren ja auch nicht so blöd, wie wir heute immer denken. Mit Nimbus? Oder großem Renaissancekragen? Und ausgerechnet an dieser Stelle so gut erhalten, vergleichsweise. Das war schon spannend, Glück und witzig heute mit Skalpell und Lupe, bei 4 Grad oben in dieser Turmstube. Habe mir die Füße dort warmgefönt, das freut die Florfliegen im Überwintern, wie mir großherzig und spirituell auffiel. /Schlusszustand:

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…BB

Bibiana Beglau. wunderbar. /- mir war ja immer klar, dass mein klarname im kultursektor scheisse ist. die kirschkern erwähnte heute als humorverdienendes kuriosum, dass einer ihrer klassenkameraden „Peter“ hiesse. „mit zweitem namen!“. stell dir das mal vor. „klassenkamerad“ ist aber natürlich genauso scheisse. /- war doch ein schöner normalwestdeutscher sofatatort und der mann der kommissarin sammelt schließlich ja auch kunst mit klarnamen und hat ein kräftiges museum in BAD. beim tanzen danach anstatt hannah arendt in der diele nur die promenade vom JIVE nicht mehr so ganz richtig hingekriegt, diesen komischen amerikanischen handwechsel, alles andere aber schwingt hervorragend.

super11

wegen dieser 11 stunden heute ohne fahrt und so weiter, wegen all dieser sachen fallen mir immer mal wieder die klagenden superakademiker mit zweihandstigma ein, die klagend aufschreibenden superdenker, die klagenden superfühler, die klagenden superegoisten, welche fußnägel kauen und das toll finden, die klagenden supernachüberdenker, die klagenden supersubsensiblen, die klagenden superallergischen mit landsitz, die klagenden superunempfindlichen mit spätakne, die klagenden superbegabten und die sich beschwerenden supersubunbegabten mit SUV, die klagenden supergeliebten mit übergewicht, die weinenden superniegeliebten mit landsitz und SUV, die klagenden superverdränger, welche fingernägel kauen und das toll finden, und viele super mehr super ein Ü40 und ich hab einfach 11 stunden ohne fahrt und haushalt und sozialdingern gearbeitet und es hat mir sogar noch spass gemacht und ich red nicht drüber, sondern schreibs ins internet.

mir war nur so.