[„/am sonntag angekommen, 6,75 h diesmal, fast eingeschlafen hinter hof, im gepäck die winterreifen, die in jeder kurve hin und herrumpeln, warum gibts nicht viereckige reifen. die kleinen probleme. und mein leben stets ein logistikwunder. und hier im atelier-nordost immer in der kurve zur küche der runde spiegel, der mich am hals abschneidet, also kopf weg. ist mir recht.
gleich dann, kaum angekommen, zum trinken ins lokal in der weisestrasse, ein schöner ort, das tagesessen 3 euro, soziale preise für die prekären, treffen mit M. und M., ich bin, ja, dankbar, dass sie, die beiden freunde, ja, freunde, mich immer so herzlich und geduldig hier empfangen, für mich fast schon ein ritual, für sie weiss ich nicht, sie sind ja immer hier und so wichtig bin ich, meine geschichte, nicht, hier. generell. umso schöner und wohlvertraut.
am tag zuvor war ich noch in friedrichshafen gewesen, der jahresausflug mit dem kirchenchor, wie schön doch der bodensee, berge mit schnee gegenüber in der CH, wie schön so eine altertümliche gruppenbusfahrt, die rückfahrt über riedlingen und zwiefalten, auch so eine herzensgegend, lustige truppe und andere welten, aber das mag ich ja, abends dann noch eine „biblische weinprobe“ mit der köchin und einem winzer aus einem nachbardorf/hanglage im gewölbekeller vom pfarrhaus und zum schluss waren alle ziemlich angeschickert, ich auch, sehr lustig wars und sehr herrlich.
/der montag mein sonntag, ich fuhr den 104er nach schöneberg und schlenderte durch altes empfinden, das ist immer auch so ein überprüfungsding. innerlich, wie äußerlich. mein ewiger gasometer. später noch meret oppenheim, ich habe entgegen meinem vorhaben doch keinen katalog gekauft, beschlossen, ich höre jetzt auf mit dem sammeln, denn alles wird ja zu staub und man selber auch, und v.a. verstaubt alles, aber vielleicht hol ich mir den doch noch, denn da gabs so ein schönes kleines gemälde von ihr, „aufgeschlagenes bett“ und daneben, noch kleiner, ich glaube es hieß „morgenmantel über dem stuhl“. das sind so meine dinger, meine lieblinge. danach köfteteller in oranienstrasse und weinchen in MADONNA mit frau rinpotsche, die hier gerade eine irokesenausstellung aufbaut, direkt neben meret oppenheim, während stündlich das gesamtgebäude von der rotfettkanone von herrn kapoor erschüttert wird. (würde mich mal interessieren, was der denkmalschutz dazu sagt).
/gestern um 8 Uhr die winterreifen, ebenfalls in schöneberg im gewerbegebiet auf der roten insel, welches jetzt offenbar der karstadtbesitzer gekauft hat. eine echte kfz-werkstatt ist das noch, zuvor hatte ich bei renault terminprobiert, aber alles viel zu teuer und zu, ach schnickschnack, telefonschleife und kompliziert, „jetzt 11 mal in Berlin und Brandenburg!“, wen interessiert das schon, die wollten 32 fürs reifenwechseln, die kleine werkstatt 15 und die machens sofort, man kann drauf warten.
manchmal frage ich mich schon, wie lange der soziale frieden wohl noch halten mag, ganz aktuell auch angesichts der terminwahl bei spenden von automobilunternehmen an parteien. frech, frecher.
schöneberg also, und hier mit dem KIRSCHKERN und dort mit dem KIRSCHKERN. und HIER hatte ich das gedacht, und DORT dies. damals. ich sehe mich noch in häuser- und anderen schluchten mit den gebundenen händen in den zugenähten taschen, dazwischen das eigene empfinden dieser zeit, welches gottlob anstaubt und krustet, sich entfernt, manchmal ist das auch weh. anstattdessen die viel zu frühe suche nach matratzen im einzelhandel. alle haben natürlich noch zu, eigentlich lohnt so frühes aufstehen hier nicht. mein rundweg der persönlichen mistgebilde endete schließlich und unerwartet beim kaffee der lieblingsnachbarn, eine morgenzigarette auf dem balkon, der jansenbar gegenüber, und schließlich dann eben doch ikea, die um 10 uhr öffnen, kaum drei gelungene steinwürfe entfernt (und ich konnte ja immer schon gut werfen!).
die alte matratze habe ich dann brav mit dem teppichmesser seziert in metall und stoff und zufrieden berlinisch entsorgt. mein allererstes gekauftes (und nicht selbstgebasteltes) Bett ist jetzt also amtlich und steht in 12049, die matratze benötigt offenbar 72 stunden, um sich an mich zu gewöhnen. ich schreibe zu oft „offenbar“, aber ich mag halt das wort.
abends mit dem jak in der landesvertretung BW, eine lesung „der neckar“ mit jan bürger vom literaturarchiv in marbach (am neckar). ich war angenehm erstaunt, erwartete ich doch ein art schwäbischen heimatabend. das liegt aber an mir und meiner uninformiertheit, stattdessen eine wunderbar moderierte veranstaltung, sehr feinsinnig und informativ, das buch gleich gekauft (geht also doch noch, bücherkaufen), sogar vom sympathischen autor signieren lassen und die maultaschen danach waren auch erstklassig mitsamt zwiebelschmelze.
und immer wieder hölderlin, hölderlin. ach ja.
zuvor noch schnell die buben, damen, könige, asse in der neuen nationalgalerie (nach currywurst) umrundet. am besten gefällt mir der scheibitz, die anderen naja, vor allem der eine süddeutsche, der oft für sein „schwäbisches unternehmertum mit 36 atelierangestellten in kreuzberg“ o.ä. gerühmt wird (wofür er ja auch nichts kann), …ich weiss nicht. ich kanns manchmal nicht mehr sehen, das geklotze und souveräne hinlegen, diese vermeintlich großen würfe, die oftmals bei näherer betrachtung kläglich in sich zusammensinken, aber vielleicht bin ich ja auch nur neidisch auf so viel atelierplatz. und wenn jemand käme und mir das für tausende abkaufen wollte, dann würde ich es wohl genauso machen, wahrscheinlich, und mein geld dann in mietshäusern anlegen. und ich versichere, ich wäre ein guter vermieter!
aber assistenten? die würden mir nur im weg rumstehen.
nun flink zu karstadt am hermannplatz, pullover kaschmirgemisch und ggf. feines neues mantelwerk sowie lieblingswein für die köchin. danach zum modellbaufachhandel, um mir mal wieder – wie schon um 2000 herum, in einer völlig anderen welt zumal – aluminiumplatten im format 25x50cm als malgründe zu besorgen. gibt viele gründe, um zu malen.
übermorgen dann eröffnung. die wird bestimmt schön, ich bin gespannt.“]