Archiv für den Monat: September 2009
Zur Wahl
Wennst Fahrrad fährst, dann schimpfst auf die Autos und die Fußgänger, wennst Auto fährst, dann schimpfst auf die Fußgänger und Fahrräder. Wennst Fußgänger bist, dann schimpfst auf die Autos und die Fahrräder, wennst reich bist, dann schimpfst auf die Armen, wennst arm bist, dann schimpfst auf die Reichen. Wennst alt bist, dann schimpfst auf die Jungen und die Kinder. Wennst jung bist, dann schimpfst auf die Kinder und die Alten. Nur wennst Kind bist, dann schimpfst nicht auf die Fahrradfahrer, die Reichen, die Alten, die Autofahrer, die Armen und die Jungen und die Fußgänger. Aber Kind bleibst halt nicht.
so misch
war ja lange nicht dort, am denkmalgeschützten imbiss, während ich ein wenig wartete und nebenan auf der bank ein paar zahnlos hustende prekariatshandwerker, deren einer den anderen erzählt, dass „seiner“ bereits mit fünfzehn siebzehn zentimeter lang gewesen sei, kaffee für 0,60 und drei kartoffelpuffer geteilt durch zwei, vor neun jahren bin ich in dieser ecke immer mit dem kinderwagen längsgewandert und habe mit dem babykirschkern dudeldudeldudeldummes lustiges zeug gebrabbelt. schön ist das, das zu wissen und dann weiterschlendern übers kopfsteinpflaster, vorbei an kopftüchern und geizhalsläden, dort findet man ja immer was, in diesem falle frontscheibenwischerblätter für sagenhafte ein euro und zwo pack kühlschrankwörter magnetisiert für die lyrik am patchworkgefrierer. es ist nicht leicht, das große loch zu füllen, muss man erst wieder lernen die ganzen anderen sachen. vorbei am saalbau, da hatte ich mal eine schöne ausstellung, die hieß ‚jeder zahlt selber!‘, die kinderladenperle hatte mir das sogar ins arabische übersetzt und ich hatte in schönschrift und orange aus cadmium von 1962 ein kleines bild daraus hergestellt. und überall gerade die werbung für das eine der stadtmagazine, auf dem umschlag die bemalte barbusige, im zweitberuf eigentlich native englischlehrerin, ich kenne sie so ganz gut, ein kleines geheimnis ist das, was ich da habe, das ist immer wieder das unglaublich schöne an diesem flecken. später im alten park, der so gar nicht in diese gegend passt, wo nebenan bewusstlose mädchen in großen koffern verbrannt werden von irgendwelchen arschlöchern. auf dem tischchen leichte cola und lemon, die zeit plätschert so dahin, ein paar lazy wölkchen und seltsam keinerlei wind, eine angenehme spätsommerliche bewegungslosigkeit, regloser rötlicher abendhimmel macht sich breit, dann chili con carne und eine wespe und dann noch eine kleine plötzliche unglaubliche geschichte in der dämmerung, irgendein zeichen muss das sein, keine ahnung welches, aber ein schönes weiteres geheimnis, gehälftet und wahrscheinlich göttlich oder halt zufall. hauptsache irgendwelche zeichen, da steh ich grade drauf. nur das unterhaken schließlich auf dem halben heimweg, das hab ich nicht gemacht, nee. das dauert noch. das kommt dann aber auch wieder irgendwann. /bräuchte bratkartoffelverhältnisse an all meinen orten. bisschen liebe, salat, schwüre und balaststoffe und gut schlafen. dreier im lotto und genug milch da für morgens und einen balkon zum rauchen. /die neue von EOC gefällt mir übrigens mal wieder ausgesprochen gut.
moin/meta
„An Mann ohnee Bauch is an Grübbl!“
brummi und maule
tja.
6x Pipialarm im Weltall
Orangenbaumblätter, Zitronenbaumblätter. So ein Abend war schön und lebt in all seiner großen kleinen Leichtigkeit nach. Ein kleiner Sommerstellvertreter war das. Tschechisches Bier trinken auf der Straße und viel Schweiß am Trottoir und Tresen. Pheromone und gabelverbiegende Dünste, parfumiertes Wippen. Angenehm im Abgang.
Ein wunderbarer Herr Schoss also führte sinnlich gewandt durch das Programm und wirbt für neuerdings neodeutschen Landwein. Herr Schoss sollte zum Fernsehen wechseln, dringend. Eine tief im nur schwer zu verbergenden stillen Wasser lauernde Höchsterotik flüsterte und strahlte aus Frau FrauVonWelts Beschreibung ihrer mit einigem Recht geschwängerten Busenfreundin Susi. Derweil es immer heißer im Saal wurde, Ritzen kochten. Herr Grob verband gewandt die weit gespreizten Klischees von amerikanischem Sunnyboy an Oberarmmuskeln mit der absurden Tiefe des blankrasiert Absurden. Jägermeister im Flachmann und Bambusflöten aus blasender Plaste. Dann Herr Taubenvergrämer, er plauderte in höchster Form über den Ladendiebstahl mit Füßen und beschrieb seinen Weg aus dem erotisierenden heimischen Verfolgungswahn: Vorhänge abhängen, wegen blöder Brustwarzen! Herr Winkelsen wollte später am Abend unvergleichlich und unbedingt noch Tanzen gehen („ich muss heute irgendwie unbedingt noch TANZEN!“) und vertrieb damit eine Schöne mit Beinen. Schließlich und genial: Viktor Vaudeville und sein wunderbarer Bassist Herr Konferenz (es war mir eine Ehre, Herr Konferenz!) an der Sonnenbrille und der saugenden schwarzen Maschine rundeten das ganze Rondell und diesen erstklassigen Vortrag sehr üppig und voluminös klanglich ab. Das Publikum verließ den Saal mitsamt Tattoos, Körpermetall, Brillen und allem anderen Gehänge, weil es einfach zu schön war. Die leeren Stühle verhinderten Schlimmeres: wäre getanzt worden, hätte sich das Aufbäumen der alten Weiber orgiastisch entleert, überall hin und auf die Polster im Raume. Ich bin mir sicher, gestern abend ist irgendwo dann noch ein Kind aus dem Publikum heraus gezeugt worden. Es wird ein glückliches Kind werden.
Ja, schöne und glückliche Beine an diesem Abend. Wenig Lügen. Der Tag war ja auch schon so gewesen, voll mit schönen Beinen. Die lähmende Starre, die erstarrte Lähmung, ich hatte mich dagegen aufgemörtelt. Endlich einmal wieder selbstbestimmt, so wie früher auf meinen Baustellen. Deshalb kann ich heute auch irgendwie nicht schreiben. Mir geht es gut, auch wenn der Bauch drückt. Aber er herzt mich jetzt wieder mehr, als dass er, der alte Sack, mich drückt. Jedenfalls war ich gestern in beinahe alle verliebt und hatte sozusagen einen Dauerständer, frisch, fromm, fröhlich, frei, wie damals in den Zwanzigern auf dem Nudistengelände bei Ansbach. Sonne und Dauerständer. Denn ich hatte am frühen Nachmittage einen Arbeitsraum erhascht, unter großen inneren Anstrengungen, fast zweifellos. Er befindet sich übrigens im Gebäude neben diesem Etablissement, was den allgemeinen Erwartungen und gängigen Klischees über meine Berufsgruppe entspricht. Das ist eigentlich egal, aber es passt zum Dauerständer.
Ich will ja jetzt mehr auf die mir zugewiesenen Klischees eingehen. Ich möchte jetzt endlich einmal so eine Art Arschloch werden. Ich bin jetzt tatsächlich so, wie ich immer schon hätte sein sollen. Es kommt eben nur darauf an, was man daraus macht. „Alles begann und alles endet… (Pause)… mit einer Darmspiegelung“…; Nein, ich kann heute nicht schreiben. Ich esse jetzt eine Banane und bin verliebt. Ich trinke jetzt noch ein Bier. Fräulein Anousch, Dr. Schein, Sie beide waren mir liebe Rixdorfer Begleiter, gestern und heute! Dann, nach Banane und Bier, werde ich zu Bett gehen und freundlich träumen vom Pipialarm im Weltall.
nebenbei wieso ausgerechnet eigentlich kiel?
(Quelle)
wanderer
einen äußerst netten patriarchen kennengelernt. „die leute sagen, nein, wenn ich erwachsen bin, dann will ich nichts mehr lernen, das hab ich ja als kind schon getan“. ich muss unbedingt einmal wieder wien besuchen, allein schon wegen der sprache, aber keinesfalls nur deshalb.
XXL-ausgehvorschlag:
19.00 Uhr
soupanova
Stargader Str. 24
10437