Mit dem Feinputz entlang der Ränder die großen Fehlstellen geschlossen. Die vergangenen zwei Tage ebendies bewerkstelligt an den Spicklöchern, die in den historischen Malputz mit einem Beil eingeschlagen wurden vor der Überputzung wohl gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts zum Zwecke der besseren Haftung ebendieser auf dem Altbestand. Die Malereien vermutlich aus dem letzten Drittel des fünfzehnten Jahrhunderts als Wanddekoration eines kleineren Raumes im zweiten OG mit Blick auf den Kirchplatz, vielleicht ein Bibliothekzimmerchen und/oder ein Studiolo. Landschaftsszenen mit Apfel- oder Kirschbaum, sehr graphisch angelegt. Man muss zügig arbeiten, da der Putz schnell seine Feuchtigkeit in den Grund und Unterputz abgibt, also „anzieht“ und damit fester wird. Das Nacharbeiten und Modellieren wird dann schwieriger. Eine duchaus bildhauerische Tätigkeit, die viel Konzentration erfordert. Zunächst, nach dem Antragen des Materials mit Kelle und Stuckiereisen, mit einem kleinen geeigneten Holzstückchen das Abreiben der Oberfläche, sodann mit einem harten und sehr kleinporigen nassen Schwämmchen das behutsame Glätten der Oberfläche in Feinarbeit. Fertig und noch in nassem Zustand sieht das dann immer sehr „lecker“ aus, finde ich. Wie ein wunderbarer italienischer Nachtisch.
15.01.2020
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Ich stelle mir das als Kreislauf vor: Einer bemalt den Putz, der zweite haut mit dem Beil drauf und überputzt ihn, der dritte legt das Bild frei, der vierte kommt dann vermutlich wieder mit Beil und Überputz und der sechste legt den Kirschbaum* erneut frei.
*Natürlich ist es ein Kirschbaum! :-)
Genau so ist es. Und na klar, es ist ein Kirschbaum*
(*und kein Kirschkern) ;-)
*Natürlich. Inzwischen nicht mehr. ;-)