Jesse James

Es fällt mir wieder ein in diesen Wochen nicht grundlos mein vorrübergehend pubertärer Defekt, demzufolge nach einer Kopfdrehung von ganz heller Umgebung ins Dunkle ein Flimmern vor den Augen begann, welches ungefähr zwanzig Minuten anhielt und dann kam ein fürchterliches Kopfweh für etwa fünf Stunden. Mich befiel dies Phänomen circa vier mal, danach war es verschwunden. Damals war ich dreizehn oder vierzehn, ich erinnere mich noch gut an den Namen des Lateinlehrers, und meine Augen wurden ohne Befund untersucht. Auch heute noch, wenn die Sonne sehr scheint, kommt als Reflex diese unschöne Erinnerung und ich schliesse die Augen, bevor ich meinen Blick ins Dunkle wende, dann öffne ich sie dort ganz langsam und vorsichtig. Ich denke, es handelte sich um eine Spielart spätkindlicher Migräne. Nicht unüblich, sagen sie, sei sowas.

Beim Waschen der kunststoffhaltigen Transportdecken aus dem Auto in der Atelierbadewanne mit dem zur offen stehenden Türe hin gedrehten Rücken fällt mir zudem die bewegende Schlussszene eines alten Filmes über Jesse James ein, in der er am 3.4.1882, während er nach Besiegung des Bösen frisch gewaschene Vorhänge im Wohnzimmer aufhängt, von hinten liederlich erschossen wird. Drehe mich also während des Handwaschvorgangs immer wieder um, um Ähnliches zu vermeiden.

Im Traum tanzen die Nachbarn eine Polonaise durch ausgerechnet meinen Garten und grinsen mich dabei sogar ungeniert an.

Ich hörte unglaubliche Geschichten beim Spazierengehen, von Frauen, die vierzig Nächte lang ihr Unwesen treiben, indem sie sich von Menschenfleisch ernähren. Man erkenne sie auch daran, dass sie unglaublich stinken würden, da sie sich nicht waschen. Werden diese Wesen entdeckt, dann Gnade ihnen Gott.

Den Rasen könnte ich schon wieder mähen, die Triebe der Hecke stutzen, alles wächst und teilt sich jetzt wie blöde, kein Wunder, die Zeit drängt nach so langanhaltener Kälte. Alle Viecher beeilen sich, alle Pflanzen auch, sie müssen sich ja noch reproduzieren und den Nachwuchs ins Trockene bringen, bevor der erste rauhe Reif ja dann schon wieder naht.

Die Normalvespen sind hier sehr groß dies Jahr, man könnte denken, jede wäre Königin.

Das wahrscheinlich unstimmige Bild eines großfamiliären Energiespeichers habe ich vor Augen, die Entnahme scheint mir gerade etwas in Schieflage, zu Ungunsten geliebtester Protagonisten. Ich muss da dringend regulierend eingreifen, obwohl ich ja selbst im Becken schwimme.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert