VfB

Feuersalamander

der VfB (wohlgemerkt: vizemeister) hat das achte heimspiel in folge verloren. nein, das sechste. ich bin furchtlos und treu, so stehts ja im württembergischen wappen. also bin ich auch furchtlos und treu beim VfB, na klar. und dann auch noch ausgerechnet gegen heidenheim (ostalb, sprich: „ooschtalb“) und ausgerechnet auch noch zuhause in cannstatt. das pokalfinale naht und damit naht bielefeld. eine stadt, die es ja eigentlich gar nicht gibt. die haben leverkusen rausgeworfen und sind dritte liga.

ich habe deren spiel gesehen, gegen leverkusen, grandios war das. alles druff, 90min lang, gegen elf millionäre. so müsste man das auch gegen russland machen und neuerdings gegen die USA. beim cowboy-spielen im wald damals hat das auch immer geklappt. zur not hat man mit sand, mulch und ästen oder waldschnecken geworfen und wild gefuchtelt und gebrüllt. hat geklappt! der USA-chef macht das ja auch. also muss man das auch machen. verhandeln? wie sollte man mit bielefeld verhandeln, wenns das doch gar nicht gibt eigentlich.

vorm atelier morgens ein wunderschöner feuersalamander auf seinem weg zu bett zur trockenmauer, ca. 14cm lang, eher noch jung also und wohl im besten alter und saft. oder er ist eine junge hübsche feuersalamanderin. habe gelesen über die, sie nennen sich salamandrasalamandra terrestris, wie schön. derzeit, wenn man rausgeht tags wie nachts, nur noch mit umsicht oder taschenlampe, damit man auf keine wesen drauftritt. vorhin ein junges tigerschnegel. diese fressen ja offenbar die herkömmlichen rötlichen oder gelblichen nacktschnecken oder wenigstens deren eier. die nacktschnecken (und möglicherweise auch die tigerschnegel) werden wiederum von igeln gefressen, ob gerne, das weiss ich nicht. müsste man einen igel oder eine igelin fragen. seit einigen jahren jedenfalls gibt es hier kaum noch herkömmliche nacktschnecken. dafür aber jedes jahr viele weinbergschnecken.

gut also, dass es jetzt eine bessere beleuchtung des uralten gartenweges gibt, damit man nicht drauftritt, wenn es dunkel ist. oder eben handy an, sollte es geregnet haben. tragisch wärs, sollte man auf einen feuersalamander treten. nicht mal den schrei würde man hören, weil es keinen schrei gäbe, höchstens einen stummen.

dagegen, wenn man auf eine weinbergschnecke tritt ausversehen, dann knackt es. neulich las ich, man könne diese schnecken-wunden sogar mit viel geduld und zuwendung heilen. das wusste ich bisher nicht. ich dachte immer, einmal knack und tot.

vor zwei jahren fing ich an, fußballerische berichterstattung wieder am äther zu hören. die live-bildrechte sind ja allesamt verhökert. und ich muss sagen: das macht spaß. das VfB-radio ist herrlich schwäbisch und dazu recht audio-qualitätvoll im informativen beschreiben dessen, was sekündlich auf dem platz passiert. auch die münchner kommentatoren sind gut. weniger dagegen diejenigen aus dortmund mit gefühlt minutemlangen schweigen und grunzlauten ob spielgeschehen. verlässlich auf jeden fall sind jene von der ARD-sportschau. das fing an bei mir mit dem sensationellen klassenerhalt des VfB dank dem neuen not-trainer sebastian hoeneß in der relegation 2023. das war sehr toll seinerzeit.

ich gehe dann hinunter ins atelier sousterrain, mit einem kleinen frisch gebrühtem kaffee. in der halbzeitpause erledige ich dies und das an tagwerk um den weg und wenn es spannend wird und tore fallen, dann rufe ich die neuesten ergebnisse übers treppenhaus nach oben zu frau mullah, die im falle von toren für den VfB meist sofort von oben her mitjubelt. das ist aber – stand heute – schon eine weile her.

ich fände es aber schon auch sehr schön, wenn ein club wie heidenheim (ooscht-alb) in der ersten bundesliga verbleiben würde. mit deren heutigem auswärtssieg steigen die chancen dafür. insofern kann ich der heutigen niederlage im derby wenigstens noch etwas abgewinnen. die heidenheimer haben europäisch hervorragend gespielt, ich hatte mir eigens dafür einen rtl+ zugang abonniert, für immerhin 8,50 im monat, um die heidenheimer gegen schottland oder kopenhagen spielen zu sehen. und auch sogar einen amazonzugang, wegen der dienstagsspiele der championsleague des VfB für neun euro im monat. der fußball ist mir mittlerweile ein wunderbarer ausgleich und mit viel weltlicher entspannung verbunden, derzeit.

diese bedenkliche weltfernheit gleiche ich durch zunehmende naturbeobachtungen aus. insekten, pflanzen, sonstiges. zum beispiel werde ich schon bald fledermauskästen bauen und am haus platzieren. und dann testen, denn es gibt hier fledermäuse im umgebiet. und – ganz neu – auch nistkästen ggf. für gartenschläfer, das sind cousins von siebenschläfern. die konnten wir live kennenlernen im oberengadin vor ein paar jahren. es gibt kaum süßeres und erhaltenswerteres an kleinfauna. damals erfuhren wir, dass diese eigentlich eher in höheren lagen heimisch sind, als jenen des waldrandes. nun aber war die information, dass dem nicht so sei. ich bin sehr gespannt.

das alles natürlich auch, um bloß keine nachrichten zu schauen. zu müssen. schauen zu müssen. dann doch lieber fußball mit millionären und nistkästen. salamander gibt es hier, seit ich denken kann. sie werden recht alt und weise.

und kommen gerne an den ort ihrer eigenen geburt zurück. eigentlich genauso, wie ich.

in der C-jugend (12-14 jahre) beim örtlichen fußballverein hatte ich als rechtsaußen immerhin ein paar vorlagen („assists“) für schüsse aufs tor anderer vereinskollegen dribbelnd vorbereitet und gegeben. mein „antizipieren“ damals war nicht das schlechteste gewesen. bis eines tages der abschlagende ball des gegnerischen torwarts aus unterjesingen schädelmittig, anstatt der stirn, meine suturen traf, die damals noch im adoleszenten (und natürlich auch intellektuell antizipierenden) aufbau waren. sodann riet mir mein spieleberater, den job an den nagel zu hängen.

ich weiß es noch wie heute, als ich dachte mit – später dann – 23, dass ich nun/damals wohl kein erfolgreicher fußballer mehr werden würde. aus der ersten ruhmsache war ich also schon raus. mit gerade einmal 23. und das schlimmste jetzt, als alter mann, wäre, wenn ich von ärztlicher seite diagnostiziert bekommen würde, dass ich eine kommende welt- oder europameisterschaft nicht mehr miterleben werden würde können.

immerhin, derjenige, der damals die meisten tore für uns geschossen hat, der hat uns das bad am waldrand jetzt gerade neu gefliest. und es gibt da eine verbindung, da können Sie sagen und denken, was Sie wollen. ohne witz. die ist einfach da, diese erinnerung aus der C-jugend, bis hin zum lebensende, jedenfalls bei mir und das ist sehr schön.

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