Jetzt sieht man sie wieder in der noch Dämmerung frühmorgens auf den Baustellen, die Hilfsgipser und Hilfsmaurer und die ganzen Ungelernten, wie sie sich für ihren lächerlichen Mindestlohn die Knochen und die Gesundheit ruinieren in der Kälte, 10 Stunden lang, oder die früh alternden Betonbauer, die sich den ganzen Tag krummlegen für die Investorenmodelle, um dort die Bäder einzuhübschen beispielsweise, in denen dann später die Hochfinanz oder das Mittelkapital in Marmorbadewannen sich aalt oder den Sushischiss ins saarländische Porzellan gleiten lässt aus den mehrfach gesättigten Hinterteilen.
Es kommt ja drauf an, wie man sich positioniert.
Die Tochter berichtet von den unzähligen kleinen Graffitis „ACAB“, die es Mode ist derzeit, sie überall anzubringen, woraufhin ich ihr ein wenig schildere, wie mir das scheint als Polizist, wenn man eigentlich nie mehr recht weiss, ob man abends noch lebend heimkommt für vierzehnhundert Euro.
Die Positionen laufen Hand in Hand und die Ehe läuft gut. Es kommt ja darauf an, wie man läuft.
Wenn man vorne stets ACAB reinsteckt, kommt irgendwann auch ACAB raus, fürchte ich. Solches deprimiert mich, und wir alle latschen über den Beton.
Wenn es sich ergibt, dann grüße ich die ACABs immer freundlich, was sie manchmal sehr irritiert und höchstmisstrauisch dreinblicken lässt. In B sagte ich einem Polizisten einmal, dass ich diese Arbeit, die sich ja überwiegend mit dem unreifen ätzenden Mist, den die Leute so untereinander haben, auseinandersetzen muss, höchst bewundere. Der hätte mich dann beinahe festgenommen, weil er sich offenbar verarscht fühlte.
Es gibt eine Menge Berufe, die unterbezahlt sind – beinahe Sklavenarbeit. Aber alles ist offenbar noch besser als nichts.
Polizisten beneidete ich noch nie. Maurer auch nicht… Oder Altenpfleger, dabei bin ich selbst einer.
Nein, Altenpfleger beneide ich auch nicht.