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La Mer von Thomas Raschke und jak aus dem Jahr 2001. /zu schön, um anheim zu fallen und endlich angemessen hochgeladen. /Dank an Juergen-Arne Klein.
schlussst.
mit den supertaschenlampen durch das romanische turmmauerwerk nach oben. schmale treppchen. den dachboden der gotischen gewölbezone erreicht. dort hängen dann seile zum hochklettern vom zwickel („unten“) zum schlussstein („oben“). das sind fünf höhenmeter. und jeder tritt auf diesem gewölbe von oben ist ein tritt auf einer gerade mal ein-alter-ziegel-starken mauerung. sowas hält einen dann. in der regel. /vor jahren haben wir soetwas in einem barocken großmünster in oberschwaben gemacht, dazu muss man wissen, dass die vierungskuppel jenes bauwerkes ich glaube ungefähr 45m hoch ist. da gab es eine kleine klappe, ein süßes kläppchen zum heimlich hinuntergucken, am höchsten punkt (anstatt schlussstein) mit einer kleinen sichtluke aus holz, man konnte von dort 50m hinunterschauen und wusste das gleiche, nämlich dass einen dann in diesem moment allein die wölbungsmauerung in ein-alter-ziegel-stärke trägt. trug. in der regel jedenfalls.
nun waren wir auf der suche nach den alten romanischen zugängen zu den kleinen triphorien bzw. deren umgestaltung im zuge der gotischen erhöhung der seitenschiffe. im nördlichen seitenschiff sind diese zugänge nach 1945 zugesetzt und verschlossen worden. das meint, da war niemand mehr seit ungefähr wohl 1948. im südlichen seitenschiff gibt es kleine luken aus jüngerer zeit. wenn man sich dort hindurchzwängt, dann kann man unmittelbar schön ins mittelschiff hinuntersehen, ohne geländer, und hoffen, dass das türchen nicht hinter einem zufällt. /triphorien sind eine art logen in der obergadenwand. sie zeigen ins mittelschiff, die romanischen säulen und die bauplastik sind oft reich verziert und hier trotz umgestaltung der kirche in allen späteren epochen sowie der zerstörungen im letzten kriege erhalten. /darüber die fenster zur lichtgebung, nachwievor romanisch.
die kollegin frau dr. fährt morgen zum urlaube nach den karpaten. wir waren daher nochmal ordentlich trinken. die für uns bauhistorisch wichtigen zugesetzten romanischen tatsachen geben in heutigem erscheinungsbild einen gotisierten sinn. ein gewölbe wurde vor 700 jahren erhöht und daher natürlich auch die angrenzenden sichtbaren wände entsprechend ästhetisch und baulich angepasst. fragt sich, wen das heute noch interessiert. und eindrucksvoll auch die entwarnende einschätzung des erfahrenen statikers: alle risse befänden sich genau dort, wo sie sein sollten.
vor der kirche liegen gerupfte amselfragmente auf dem pflaster. eine taube steht daneben und betrachtet diese argwöhnisch. ganz oben in den türmen sitzen zwei turmfalken und haben sich etwas laut zu sagen. wahrscheinlich ahnt die taube, was gemeint ist.
fresse
Hitlerdreck 2
Die beste Freundin des Kirschkerns sammelt Hundekacktüten, die es aus den neuartigen stabilen Hundekacktütenspendern, die jetzt überall herumstehen, selbst am Waldrand in natürlichster Natur, kostenfrei herauszuzuzeln gibt. Daher habe ich dem Kirschkerne ein Exemplar blanko geschickt, damit sie das weiterreichen kann an ihre hundekacktütensammelnde beste Freundin. Ich kenne die, sie ist schwer ok, ausserdem ist ja Pubertät.
Rock’n Roll eben.
timberlands gekauft, 170. Geht ja noch. Der Verkäufer meinte, teuer seinen die. Sage dem Verkäufer, wenn die aber 5 Jahre halten undnNICHT nach acht wochen abschmieren wie zuletzt die auch gar nicht sobilligen zwei mal, DANN sinn die nich teuer. Dann sind die nämlich gut! /(oh, Rock’n Roll, schuhverkäufer)
Am letzten Sonntag war ich in die Tortursiedlung gefahren. 2h hin, 2 zurück. Das Höllenthal schon wieder wegen „felssicherungsarbeizten“ halbseitig gelähmt. (es geht um die konfirmation jetzt), arbeitzten. Gesungen „alle gute Gaben…“, Ernstedank. Ernstes thema, erntedank. Zurück zu Rockn Roll, ordentlich speedy, linke spur. klar.
Oft angst vor Legionellen, so ganz unbestimmt.
Am oberschenkel rechtsaussen juckts seit monaten, man sieht da nichts. Und trotzdem juckts. (Kratzen macht spaß.)
Die alte dame wird bald 86 und kann sich noch gut an die Anfänge des Rockn Roll erinnern („junge leute, laute musik. fürchterlich!““). Habe ihr also einen kaffeebecher gekauft mit einem hirsch drauf, handbemalt. Gmundener. Ich habe so eine altbackene seite (walzer). Einen kaffeebecher mit einem hirsch darauf in Grau, dann noch ein buch über Peer, sie ist zwar berlinische Ostpreussin, mag aber Hanseaten und badet gern in der See, in der die Asche ihrer Eltern schwimmt.
Die familie stellt sich ein wenig auf, seitdem die lieblingscousine haika ausfindig gemacht hat. Rock/Roll, früher. Man redet niemals schlecht über Rockn Roll und stochert vor allem nicht in alten Rockn Rollen herum, denn aus heutiger Sicht kann man das alles sowieso gar nicht beurteilen, geschweige urteilen, zumal, wenn man selbst ja gar nicht dabei war! es scheint schwer, die nun aufgetauchten widersprüche und ambivalentien auszuhalten, ohne nach neuschuldigen zu suchen, um hochenergetisches abzuleiten, von sich. Ich finde das unnötig und hoffe, das glättet sich, zumal ja keinerlei vorwurfsvolle zeigefinger deuteten.
Heute habe ich mir an einem Gerüstdurchstieg den Oberkopf angeschlagen. An einer kleinen spitzen verschließkante blieben ein paar hautfetzen mit haarwurzeln samt haupthaaren hängen. Es sah ein bisschen aus, wie nach einem hundekampf (büschel, kurzhaar).
gestern schon war bereits eine speziallampe abgedampft. Ich roch, drehte mich um und sah der Lampe sehr aktiv und dynamisch weissen Qualm entweichen. Eine art NEBEL des Grauens. Die kirche (nordwestecke) schmeckt auch heute noch nach allzu giftiger alchemie.
Und vergangene nacht gab dann die alarmanlage alarm. Der mesner erzählt, berichtet. Jeder fehlalarm kostet 250.
Morgen werden wir uns nach langer zeit einmal wieder dem Hitlerdreck nähern. Man muss sich das so vorstellen: obenauf liegt schwarzer spinnenstaubdreck, seit ca. den anfänglichen 1950er jahren, den jahren des wiederaufbaus, darunter oft mörtelreste und sand und staub, eher heller, dem herabfallenden dreck des wiederaufbaus, den die wiederaufbauer nur sehr lässig entfernten, da sie sicherlich anderes zu tun hatten in jener zeit, darunter wieder eher schwarzer, oft versottener atmosphärendreck mit kohlenstaub usw., aus den jahren unmittelbar nach der zerstörung 1944/45 bis zum beginn des wiederaufbaues in den 50ern, in denen das dach weitgehend fehlte und das kircheninnere der witterung und schnee und regen ausgesetzt war. Hier oft auch historische vogelnester und –eier sowie allerlei originelles, was die vögel jener zeit sammelten. Und darunter dann, wenn man glück hat, kommt dann endlich der Hitlerdreck: oft feiner heller sandstaub, der unmittelbar von der zerstörung und bombardierung herrührt, hierin ggf. auch metallsplitter der geborstenden meist englischen bomben. Und wenn man dann NOCH mehr glück hat, dann liegt darunter der dreck aus der zeit von 1903/06 bis zur zerstörung (1903bis06 erfolgte eine behutsame ausführliche renovierung), dieser dreck ist oft undramatisch grünlich und festgebacken vom kerzenruss eines spätviktorianischen jugendstiles (fast heimelig, konservativdepressiv, gleichwohl: engagiert!), und wenn dann je noch etwas weiteres darunter läge an dreck, dann WÄRE das schließlich der rockn roll von VOR 1903/06, möglicherweise also mindestens barocker dreck, vielleicht aber auch 700 jahre alter gotischer dreck von um 1320 und im sehr speziellsten falle dann sogar dreck aus dem 11./12. jahrhundert, mitsamt menschlichem odem aus jener zeit. ein hauch, ganz unten.
(jaso ist das, rockn roll)
…
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(vinyl.)
Atomkalk
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(Abb.: -spatzen)
Wenn jetzt wieder die fruchtfliegen im terpentin ersaufen. übers tönemischen siegt, wer sein Haupt. Wenn jetzt wieder. /ich frage mich: könnte ich einen vortrag mit jackett in englisch halten vor wichtigen Leuten? Kriegen wir hin. Erstmal aber die neue schicke senfbraune combination von dings&dingsheimer. Mal was anderes, nicht immer weiss. Wenn jetzt wieder 40km südlich, an einer fassade aus barock, also draussen. Heisst kalt. Speis wird schlecht? Die Hausbesitzer servierten pizza zu Mittag. Und reichen aus dem zweiten stockwerk ein kaffee-tabletteau aufs gerüst, dazu stilvoll Musik. Das gabs lange nicht. Danke! Wieder Spinnen, diesmal kreuz samt kinderstube. Neben einem geheimen Atomkeller. Zollernalb, eine so schöne Gegend, noch dazu im Herbstelicht. Immer wieder sieht man die Stammburg der Berliner aus der Ferne und immer irgendwelche tafelberge im osten aus dem jurameer, dem einstigen. /Die Begehung der klifflinie fand nie statt, wieso eigentlich? (mandernach!?). Den super8film aus dem viersitzer aber könnte ich mal digitalisieren lassen (flug nach dem bodensee und retour, vier sitze aus holz. Wie eine seifenkiste in der luft, Runden drehend über den Hohenzollern. Der pilot sagte ständig, „Ihr schaut bitte auch, ob was von rechts kommt, ja?“ Ich glaube, ich schrieb das schon mal.) /Normalität, Wie früher. Und abends zuHause – wie schön! Eine Generalnormalität. Eine, die ich noch nicht einmal benennen kann. Die Strukturen haben sich kaum verändert, eher sogar dramatisiert im Hochtief. Und dennoch, normal. Eine angenehme Ruhe, dazu magenschonend. Dieses Jahr. Abends dann noch ein schönes Badewännchen mit einem Glas rotem Weinchen. Die Hände sind zwar verfaltet wie kaum oft, vom Kalk. Spezial-Kalk. Da wird was irgendwie weggefressen. Aber immer noch besser, als im Weinglas zu ertrinken. Und die Fingerrückseiten schrumpeln dann oft, auch dann, wenn sie nicht mehr feucht und kalkwässrig sind und dann sehen sie aus wie Greisenfingerrückseiten, durchsichtig und tiefe Riefen, Schmirgelpapier. War schon so vor 20 Jahren. Die Fingerkuppen hingegen werden seltsamerweise glänzend und verlieren fast ihre Linien. Sie werden rutschig und pochen auch nachts, wahrscheinlich arbeiten die körperlichen Behebungstrupps an irgendetwas, was weder Schmerz noch tiefgreifende Meldung verursacht. Das legt sich aber nach ein paar Tagen. Beruhigend, auch schon immer. Dann kommen Haut und Linien wieder zurück, trotz Alkaliismen, wie Herbst und Frühling. Dafür, so meinte ich zu beobachten, wachsen die Nägel schneller. Horn ist in meiner Vorstellung ja immer auch Kalk. Ich bin aber kein Chemiker. Auch, wenn ich Eierschalen esse, dann wachsen meine Haare, so bin ich strukturiert seit Geburt. Im Grunde ist es mir aber auch egal, ob Fingernägel wiederkommen oder nicht oder besser: WIE sie das tun. Schön ists, dass sie’s tun, das reicht mir für die Dankbarkeit. Ich muss das alles gar nicht immer auseinandersezieren, das nimmt einem nur die Wunder. Und irgendwann hätte man dann ja gar nichts mehr zu sagen. (Wie bspw. hier, auf einem wenig anonymisierten Weblog.)
„Finde Haika!“
Die Lieblingscousine hat lange recherchiert, nun ist ihr bewegender Bericht erschienen, hier. Oder im Heft am Kiosk. Jetzt kommt wieder die Zeit, in der die Fruchtfliegen im Weinglas ertrinken.
Kulturtip/Das Letz nießt
Das Letz niest erneut zum nun bereits achten Mal in Tübingen am Neckar. Mit dabei diesmal der unverbesserliche Jan-Uwe Fitz alias Der Taubenvergrämer, Pia Ziefle alias das/ein denkding, Hanna Donath aka @kuhmuh sowie die für Qualität und Esprit bekannten grandiosen Veranstalter des Ganzen, nämlich Wolfgang Brenner (B) und Uli Eder (TÜ) vom Dia-Blog, die mit ebenjener Lesereihe etwas sehr Feineskleines in der Tübinger Provinienz installiert haben. /Die Gäste des Abends also, nochmal zum Mitschreiben:
Jan-Uwe Fitz
Pia Ziefle
Hanna Donath
Wolfgang Brenner/Uli Eder
Das Ganze am kommenden Sonntag,
den 30. September 2012
um 20.00 Uhr
im Zimmertheater Tübingen (x)
zum Eintritt von 7 EUR (ermässigt 5 EUR)
Weitere Informationen dort.
Wäre schön, wenn Sie – so wie ich – da hingehen.
…
man wird freier in sämtlichen auswahlen. muss nicht mehr immer das zeigen, was man gelernt hat. kann es endlich zeigen, indem man es weglässt, bewusst. oder aus lockerheit. oder einfach aus der freiheit der unlust, es zum hundertsten male zu zeigen (diese Unlust, das schönste). man macht das dann im besten fall so, dass der betrachter das bemerkt, ohne es zu bemerken. wie nebenbei. und muss sich nicht einmal mehr mühe geben, dass das weggelassene bemerkt wird, so wie früher. man will ja gar nicht mehr, das es zum thema wird. gähnt gewissermaßen, aber nicht etwa aus müdigkeit, sondern aus neuer alter lust. an der sache. das ist der kleine trigger. der punkt. der spritzer. und setzt sich darüber hinweg, ohne es dranzugeben oder es gar zu verraten. vielleicht der beginn einer reife, die andere als alterswerk (hrhr) betrachten. vielmehr aber das, wonach immer getrachtet war, stets jedoch und lange allzu bemüht. jedenfalls mir wird niemals jemand das schöpfen verbieten, am allerwenigsten ich selbst. das ist ein sehr schönes gefühl, eine erkenntnis, mit der ich wohl immer wieder endlich verheiratet bin ohne ringe und ringen.
/Die Herbst-Produktion hat nun begonnen, die Maschinen der Herstellung überholt, geschmiert und mit polierter Handkurbel die Bänder eingeschwungt. Vielleicht heuer noch eine kleine Beteiligung in Berlin zum Thema „Gesichter“. Und Schlagzeug bei den Brüdern vom Weissenhof. Bin da ja der verlorene Sohn. Ein wenig das nächste Jahr anleiern in aller Ruhe. Ein Solo an schönem Ort? Galerien melden sich derzeit nicht, ich habe jedoch ein/zwei/drei im Auge meinerseits. Nach nun zweieinhalb Jahren heilsamer selbstgewählter Läuterung derer ohne. Ich könnte viele Geschichten erzählen von Galerien und deren Inhabern. Die zweite Schilder-Edition steht kurz vor der Vollendung und im Atelier riecht es nach einem halben Jahr wieder nach Terpentinöl und nicht allein nach UHU und neuartigen Klebstoffen. Die zyklisch wiederkehrende seltsame Lust auf Riesenformate und Lebenslagen.
Haus am Berg
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(Abb.: Haus am Berg)