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montag: oben bauen die küchenschreiner heute und morgen die schöne neue küche ein. das fahrbare gerüst im hohen wohnzimmer ist seit samstag abgebaut. da ist jetzt platz zum sägen. alles wichtige ist frisch drei mal gestrichen, die wände. es fehlen nur noch der flur, der windfang und das „kleine“ wohnzimmer. zwei farben noch zu mischen, die badwand salbeiesk, im schlafzimmer NN. die fußleisten können wohl noch vor dem umzug montiert werden. das ist wichtig. auch anwesend heute ist der sanitär. er fragte zunächst, welches waschbecken und welche toilette wohin kommen. ob ich das wisse. und ob es stimme, dass die drücker schwarz sein sollen. jetzt gerade macht er probespülungen. alles scheint dicht, auch unten im atelier. nicht so ganz unwichtig. das problem des schiefen heizkörpers und überhaupt alle heizkörperdinge würden nicht heute angegangen. das macht wer anders. ich bin gespannt, wann. umzug ist in drei wochen. zurückgestellt ist das fliesen des oberen neuen kleinen bädchens. es soll nichts über den zaun gebrochen werden. auch die ertüchtigung der oberflächen der originalen holzeinbauten können wir dann pö á pö angehen. wenn es uns mal langweilig wird. was jedenfalls erzwingend bis übernächste woche noch geschehen muss, ist das abschleifen des holzriemenbodens im obergeschoss. damit dann noch drei neue hölzerne türfutter eingebaut werden können. eine neue türschwelle zum schlafzimmer fehlt auch noch, vielleicht erledigt das dann der schreiner nebenbei. zusammen mit dem kürzen der bestandstüre, die jetzt nicht mehr über den in der letzten woche verlegten linoleumboden ebenda passt. alles ist am vergangenen wochenende, zusammen mit der kirschkern, frau mullah und bahram, entpackt worden. es sieht sehr schön aus, man will eigentlich gar keine möbel oder anderen tand mehr hineinstellen. nun aber noch die beleuchtungsfragen. welche lampen, die vorhanden sind, wohin kommen. und welche ggf. neu sein sollen. auch ist da große vorfreude auf den aus einer alten kirche stammenden großen deckenkandelaber, entworfen in den späteren 1990ern, der dann im hohen wohnzimmer hängen wird. das wird ein fest. gedeckt kräftig grün ist der, wie symbolhaft weihnachtsbaum, vor abgemischtem blaugrau der hochwand. soeben gerade noch rechtzeitig die installation eines falschen waschbeckens verhindert. der bohrer war schon an den frischen mosaikfliesen angesetzt. der großhändler habe falsch geliefert, stellte sich heraus. jetzt warte ich auf den anruf von frau mullah, die die unterlagen einsieht, um nach vor 9 monaten vereinbarten produktnamen zu forschen.
donnerstag: die küche ist nur fertig eingebaut. wundervoll! der von uns als spritzschutz lackierte farbton passt bestens zum ockrigen schlammton der arbeitsfläche und der schrankfronten in nördlicher richtung. kühlschrank, backofen und weiterer lagerplatz in eiche. dazu der tiefrote irdene farbton des linoleumbodens. alles reflektiert sich überkreuz durch die neuen fenster auf die mineralischen wände. gottlob ist das zeitalter der dispersionsfarbe hier vergangenheit. der berichtigt nachgelieferte waschtisch ist vom sanitär installiert, mitsamt den mischbatterien. schade nur, dass die keramik eine 2cm lange tiefe beschädigung aufweist. ein kratzer sozusagen, dazu an prominenter stelle einer nicht billigen keramik. es wird eine begründung dafür geben, die uns jedoch der installierende handwerker nicht mitgeteilt hat. die sanitärs bleiben sich in ihrer mitteilungskargheit treu. es ist wohl so, rein rechtlich: solange keine abnahme stattgefunden hat, ist der installierende in haftung für schäden. eine abnahme fand nicht statt.
arbeiten muss man ja auch, geldwert. ein ausflug in gegenden, an denen sich alle gute nacht sagen, sogar fuchs und häsin. zur klärung von baugeschichten. oder ein reichstädtisches gebäudeensemble, erbaut um 1315. letzteres eine herausvordernde arbeit. die grundwände vom keller her müssen zunächst mit SPEISS verpresst werden, damit überhaupt alle mit kalkstein gemauerten wände wieder einigermaßen stabilisiert sind. erfahrene thüringische rohbauer bewerkstelligen dies. diese haben mir auch einen bauhelm geschenkt, der hier für mich erstmals pflicht ist. es gibt eine ein wenig latente einsturzgefahr der dreistöckigen uralten fachwerkgebäude. sie haben einen großen stadtbrand im 18. Jh. unbeschadet überstanden, weshalb zurecht ein besonderes augenmerk auf ihnen lastet, mitsamt allen zeitgenössischen schutzmechanismen. planerisch und organisatorisch eine mammutaufgabe. ich freue mich, dass ich unterstützend dabei sein darf. allerdings, auch allerlei sehr gesundheitlich schädigende baustoffe sind dort über die jahre verbaut worden, zuletzt in den 1970er jahren, weshalb große aufmerksamkeit auch auf der arbeitssicherheit liegt. wenn eine einzige mikroskopisch kleine faser auch noch nach dreißig jahren krebs verursachen kann.
da fällt mir gleich der solostuccateur ein, der nun seit einer woche bereits operiert ist. ich weiss nicht, wie es ihm geht. er kann ja jetzt nicht mehr sprechen. seine frau wollte mir ggf. eine email geschickt haben.
die alte dame ist vor vier jahren in dieser jahreszeit gestorben. anläßlich schrieb ich in mein heftchen für allzu subjektive notizen:
„+25.2. / Heute vor 4 Jahren bist Du gegangen, abends so um 18 Uhr. Sieben Minuten später war ich da. Als hättest Du’s geahnt. Aber immer noch da bist Du. Im Licht meistens. Was Du wohl zu den Umbauten im Waldrandhaus sagen würdest? Immer wieder mal spüre ich Dich über meine Schulter knitzen und schauen und meistens lindernd staunen. Viele Fragen zum Haus fallen mir jetzt wider ein, wichtige und unwichtige, aber das geht ja jetzt nicht mehr, es werden Fragen bleiben, aber was soll’s. Und was alles seither passiert ist! Ich habe Dir ja immer berichtet zwischenrein. Corona zuerst und jetzt Russenkrieg. Deine ganzen Bedenken haben sich als wahr erwiesen, so scheint’s, das ist ja fast schon witzig, was haben wir gestritten und wie oft hab’ ich Dich belächelt ob Deiner Ängste. Deiner Enkelin geht’s wunderbar, sie macht ihren Weg, das weiss ich, es würde Dir gefallen! Ich glaube, sie hat auch viel von Dir, Deinem Haudegenvater und Deiner Mutti, meiner lieben Omi. Und dann ist auch Deine Schwester L. vergangenes Jahr gestorben, das hast Du ja sicherlich mitbekommen und Ihr habt Euch jetzt wieder. Wie man so sagt. Frau Mullah hatte die Trauerfeier begleitet. Jetzt ist nur noch der Jüngste von Euch Fünfen da, der H. / Meine Güte! / Der Steinmetz vom Grabstein hat sich nach 4 Jahren gemeldet in diesen Tagen, ich werde mal schauen, wie Euer Grab wird, Deines und Papas. Ich glaube, ein liegender Stein, eine Platte, das wäre schöner? Mit Euer beider Namen drauf. Du und mein Papa, den ich ja eigentlich leider nie wirklich gekannt habe. Sei gewiss, das wird schon! / Im Garten ist alles voll mit Deinen geliebten Schneeglöckchen. Winterlinge und Krokusse, alles lugt schon spitz aus der Erde. / Jetzt werd’ ich weiter streichen, einen schönen leicht rötlichen Ton mischen, für Frau Mullahs Arbeitszimmer, welches früher die Küche war. Du wirst staunen, wie schön das wird! Und gegen später trag’ ich noch eine Kerze auf Dein Grab. Das eine Foto ist in Hamburg im Woermannsweg gemacht, ich schätze, späte 1960er-Jahre, bei Omi. Du als frische junge Witwe. Das andere Foto, das bist Du – Ingeborg Margarete Marie Rogler, geb. Kober – an Deinem letzten Geburtstag auf der Terrasse am Waldrand, am 13.10.2018, Deinem Zweiundneunzigsten! Deine Sinne waren glasklar und Dein Humor ganz der alte. Wir haben Hut-Proben gemacht, und coole Sonnenbrillen, und es war herrlich, weisst Du noch? Ich glaub’, wir haben’s alles schon irgendwie richtig gemacht, so alles in allem über die Jahre, wir beide zusammen. Mit Frau Mullah, den Jungs und der Kirschkern. Bis zum Schluss. Habs gut, Mutti – mit vielen lichten Helligkeiten!“
immer wieder, in dichter form, ist auch zeit für kleine neue kritzelnde malereien. trotz aller peripherien bzgl. umbaulicher art des waldrandhauses sowie der geldarbeit. es reizt mich mehr und mehr das wesen der ungegenständlichkeit und des affektes, gemischt mit kontrollierter bewegung, manchmal auch das weglassen dann sogar jeglicher kontrolle. das jedenfalls wäre mir anzustreben. dekonstruktion und ausschaltung jeglich erlerntem, selbst dem wissen um formale dinge in der unmittelbaren kontrollbetrachtung des zuvor affektiven bildnerischen wurfes. schön wär’s, aber ich bin dran. / andererseits schätze ich die ding- und menschenwelt. mitsamt der ihr stets eigenen provokationsmöglichkeit. ich überlege erneut, fast allein nur noch erotische werke zu schaffen, gerne auch artverwandt und derbe, so eben, wie welt ist. allein schon, um die tilgungen der kredite zu bewerkstelligen. und auch, weil diese zunächst moralbasierten fragilen linien im gesamtauswurf einen, so auch mich, am leben halten. das zusammenhauen alles erlernten und erfahrenen, selbst- oder fremdempathisch, in umkehr. die allseitig verbliebenen werte durch das antasten ihrerselbst bestätigen. die freundlichkeit zum menschen. das würde ich im alterswerk wollen. ich weiss nicht, ob ich anderes noch vermag. damit ich nicht als konfirmand sterbe. ich möchte so gerne, würde – endlich! – erwachsen werden.
VOR der großen allumfassenden entspannenden ruhe allerdings müssen nun, ab morgen, die bodenschleifarbeiten angegangen werden. durch mich. dabei jene gedanken mit schweif „wieso mach‘ ich das eigentlich alles?“ oder richtiger und besser: „wieso machen WIR das eigentlich alles?“ an die deutscheichenhölzerne pinnwand der unschönen und derzeit sehr kleinzuhaltenden nebenbeigedanken des auch spirituell universalen papperlapapps geheftet werden. mit reißzwecken (die mit weißem oder orangenen plastik drüber).