guten Morgen guten Morgen

Obermarchtal Zwiefalten

Ich mag diese Gegend ja sehr #1: / Im Kloster Obermarchtal erklärte uns an einem warmen Sommerabend des Jahres 1984 der letzte dort noch verbliebene Prämonstratensermönch das komplette ikonographische Bildprogramm der barocken Ausmalung im Innern des Münsters St. Peter und Paul und versetzte uns mit seinem unglaublichen Wissen in grenzenlos ehrfürchtiges Staunen. Anschließend beschleunigte mein geschätzter Mitauszubildender Toni B. auf unserem weiteren Weg zum Grillen an der Donau mit den Kollegen der Kirchenmalerfirma K. aus Munderkingen auf der langen Geraden zwischen Obermarchtal und Untermarchtal seine Ducati 860 (?) auf ca. 220 Sachen. Ich saß hinten drauf und beschloss, sollten wir unser Ziel lebend erreichen, Gott zu loben und zu ehren mein Leben lang.

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Ich mag diese Gegend ja sehr #2: / In Zwiefalten verschwendete ich meine Jugend. So dachte ich jedenfalls. Während alle Freunde nach Schule und Dienst am Volke ausgeschwärmt waren in die weite Welt und ebendort enthemmte Parties, lockeres Studieren oder sonstige Lottereien genossen, verbrachte ich im Rahmen der Ausbildung über zwei Jahre arbeitsame Monate im dortigen Münster, einem riesigen barocken Supertanker. Wir übernachteten in altschwitzigen Monteursdoppelzimmern mit Garni, arbeiteten von Montag bis Freitag wenigstens neun Stunden am Tag und abends wussten wir nicht, was wir hier am Ende der Welt eigentlich sollten, in diesem 1000-Seelen-Dorf fernab, so ohne wenigstens Internet, in unserem Alter. Auch wussten wir nicht, welcher der uns begegnenden Passanten ein Einwohner oder ein freigehender Insasse der dortigen Landesklapse sein konnte, wobei es lehrreich war, dass man selber natürlich auch dahingehend beäugt wurde. In den gelben verrauchten Telefonzellen hörten Kreuzspinnenkolonien die abendlichen Gespräche mit, bis die letzten Pfennige ins Reservoir rutschten. Was allerdings schön war, im Sommer nach Feierabend zur romantischen Wimsener Höhle holpernd zu schwärmen oder wir besuchten die nahen Flecken Upflamör oder Zwiefaltendorf für auf ein Bierchen mit dem damals schon alten Firmen-DATSUN, dessen Kilometerzähler der Capo netterweise ausgehebelt hatte, da private Fahren vom Chef verboten. Den Stuckateuren aus dem Allgäu konnte man beim Abgießen von Engelsärmchen oder dem händischen Nachmodellieren von floralem Antragstuck bewundernd zusehen und erfuhr dabei so manchen alten Kniff, zum Beispiel, wie man den Gips länger geschmeidig halten konnte, durch Hineinpinkeln etwa. Und einmal sogar, während eines schwülen Gewitters, durfte ich einen durch die Kirche knallenden Blitz beobachten, kaum zweier lumpiger Meter entfernt von mir in Richtung einer alteisernen Gerüstleiter, vielleicht war’s gar ein Marienwunder, daß niemand zu Schaden kam. Und aber den schönen dunkelblauen offenen Triumph TR6, der seinerzeit gebraucht am Ortsausgang für 2300 Mark angeboten wurde, den kaufte ich dann doch nicht, was ich noch heute manchmal irgendwie bereue.

(Ich mag diese Gegend wirklich sehr.)

2 Gedanken zu „guten Morgen guten Morgen“

  1. Da ergänze ich mal den alten Schwan, der bei Zwiefaltendorf in der Donau wohnte, und der derart aggressiv war, dass er im Kajakführer eigens erwähnt wurde.

    Und die Kurve in der Zwiefalter Steige, die sich derart übel zuzieht, dass Legionen von Jungführerscheininhabern (diesmal kein *innen) Bekanntschaft mit der Leidplanke machen durften.

    Oder die Bäckerei mit dem einzigen Draußensitzcafé weitum, in dem wir immer frühstücken, wenn wir mal wieder spontan mit der Familie irgendwo auf der Kuppenalb nächtigen.

    (Ich mag diese Gegend auch sehr.)

    1. Diese Steige und die Planken, erst gestern fuhr ich da abwärts, bei -1° und Regen auf noch eisigem Boden in die sich zuziehende Killerkurve, mich dennoch überholend ein Transporterchen, dem ich heftig Glück wünschte, was gottlob funktionierte. Man könnte sich für den Sommer auch einmal wieder eine Begehung der Klifflinie vornehmen.

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