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THF

tempelhoff

Die eine jährliche Hose erworben. Im Angebot eine zweite. Mit der zweiten in den Park, Steinwurf (es ist und bleibt ein Flughafen, das ist kein Park!). Dazu einen Pullover und die üblichen T-Shirts im Zweierpack. Die zweite könnte meine Lieblingshose werden. Ein gelungener Hosenkauf macht mich glücklich. Eine Postkarte an die Tochter geschrieben. Die saß noch in der Karre, als ich mit ihr immer zum Flugzeug-Gucken geschoben bin. Anflug Thomasstraße und dann den kleinen Zeigefinger nach oben. Einmal ist ein Viersitzer von Sylt kommend in einem Hinterhof gelandet und einmal habe ich Bill Clinton mit Abfangjägern (wow!) oberhalb der Küche Braunschweigerstraße wegfliegen sehen. Wahrscheinlich ist mein Großvater auch hier gelandet mit seinem Fieseler Storch, von Frankreich her, in stets geheimer Mission. Das ist aber lange her. Der Spätkauf ggü. hat geöffnet bis 2 Uhr. Die soeben beschlossene Laufzeitverlängerung… für AKW’s kotzt mich an, ebenso dieses Stuttgart21. Dumme Muslime und dumme Christen kotzen mich an. Der Kirschkern sagt jetzt „Also wirklich, das kotzt mich an!“, aber immer noch vorsichtig und eher verschwörerisch, ein wenig heimlich. Ansonsten aber gibt es (aber) gerade fast nichts, was mich ankotzen würde im Anflug, im Gegenteil (ausgenommen Zecken, aber die gibt’s hier ja nicht).

ohne fleiß

und immer wieder wurzeln und kraut. ab in zwei wochen wird wieder gerannt, täglich. alles muss enger geschnallt werden, auch die erfahrungen, auch die schönen weichteile. der weinhändler verkauft einen wein mit namen ‚vintage‘. sechs große formate wollen nach süden geschafft werden, so wie sie sind, stolz und nicht gerollt. kollegenlotto, currywurst und würgeengel. manchmal möchte ich nur noch fotografieren, mittelmäßig und am besten ohne schonung, aber geschönt. und abstrakt körperhaft, was aber ist schon abstrakt, es gibt ja keine abstraktion, höchstens gedanklich gelegentlich. ich habe eine geschäftsidee aus gummi. und ich muss endlich die preise erhöhen.

Bennie and the Jets

Am Lagerfeuer

Ruth hatte ich damals in den Keller gesetzt. Ebenso Ninja, eine Exilfranzösin. Danach war ich an der Reihe: Gabi, meine dreijährige Initiationsbeziehung, warf mich aus ihr raus. Davor alles drum und dran. Ich werde nie vergessen, wie mich Christof irgendwann fragte, ob es mir denn nichts ausmachen würde, mit ihm und Gabi gemeinsam über den Flohmarkt zu gehen. Auf Nachfrage erläuterte er, er sei doch jetzt mir ihr ein Paar, seit einer Woche schon. Davon hatte sie mir nichts erzählt. Wir waren jung, versöhnten uns natürlich und später half ich ihr beim Umzug nach Frankfurt, wo sie in die Wohnung ihres neuen Freundes einzog, was ich zum Zeitpunkt der Umzugshilfe jedoch noch nicht wusste. Ich litt ein Jahr und mied Frankfurt für zehn.

Als die Mauer fiel, war es Rike aus Charlottenburg. Dann kamen die wilden Jahre an der Hochschule. Ich trennte mich nach drei Monaten von Susanne mit dem Rastazöpfchen zur Musik von Pat Metheny beim ersten Schneefall. Mit Elke war Schluss nach zwölf Wochen bei einem Spaziergang im Winter bei Botnang. Der stillen Annerose gab ich den Laufpass nach einem halben Jahr beim MauMau. Dann war ich wieder derjenige im Keller. Ich finde ja, man muss im Leben beides erlebt haben. Regina also, die schöne magersüchtige Bildhauerin, sie hatte „sich zurückgezogen“, wie sie mir irgendwann brieflich mitteilte. Ich wurde fast wahnsinnig. Und erinnerte mich an Tina, die Radiosprecherin, die mich nicht wollte, nach unserem Paris (sie hatte einen Waschlappen aus dem Hotelfenster geworfen, um meine Empörung zu überprüfen oder meinen ‚Vergewaltigungswillen‘, wie sie mir später gestand; damals hatte ich mir gerade „Goodbye Yellow Brick Road“ von Elton John gekauft, das Beste, was er je gemacht hat) und Sils Maria, im Nietzsche-Haus. Eigentlich wollte sie mich zweimal nicht, auch Jahre später. Und einmal, ebenfalls Jahre später, wollte ich sie dann nicht und sie wurde zur Rächerin, vorrübergehend (wofür auch immer).

Dann Polly, die hübsche Saxophonistin, aber ich sagte wieder Nein und verzog noch am Weihnachtsabend aus der Wohngemeinschaft Olgastraße (Lada Combi, dunkelblau, ohne Dachreling). Endlich allein. Nicht zu vergessen die Nächte und Tage mit Monika, aber ich wusste früh, dass sie einem Traumbild nachhing und schützte mich rechtzeitig. Auch, als wir im Atelier lagen, im Sommer, in der nördlichen Ecke, wallend. Später hatte sie ein Bildhauerkind und ich war mit ihr ein halbes Jahr. Ich mochte das Kind und sie und die geliehene Vespa. Aber ich rettete mich. In Wien wurde abermals ich nach unten geschickt, Babsi (große Zeichnungen, SW) wollte mich nicht. Danach wies mir Angela, die schöne Jüdin aus (abermals) Frankfurt am Main, die Tür. Ich nahm aus Trauer eine Psychologin, mit der ich ein Paar wurde für ein Jahr. Unvergesslich die Streitereien in Seattle, nachts, und in New York im ‚Hotel 17‘. Zurückgekehrt sprang ich aus ihrem Fenster Hochparterre, weil sie die Türe versperrt hatte mit sich und einem mir unbekannten grünlichen Blick in ihren Augen. Und es war wieder Schluss. Sie, Beatrice, gab mir daraufhin aus Rache die wertvollen Amerika-Fotos nicht zurück, aber ich war lange nur froh, entkommen zu sein, wobei ich erstmals im Leben eine unbestimmte Angst hatte vor einem Messer im Rücken.

Dann lernte ich meine spätere Frau kennen. Ich war der festen Überzeugung, durch dick und dünn, bis dass der Tod. Ich war gerne verheiratet. Der Kirschkern ist ein Wunschkind, wie man es sich nicht größer wünschen kann. Umso erstaunter war ich, als sie mir nach zehn Jahren Ehe mitteilte, dass sie einen Neuen habe. Ob wir zur Paartherapie gehen würden? Sie hatte ihn besucht und kam mit einem ausladenden Herpes über der Oberlippe zurück. Da wusste ich, sie hatte bereits entschieden. Freunde meinten später voller Trost, sie hätten eher erwartet, dass ich alles beenden würde, wenn denn überhaupt. Aber ich bin im Grunde ein treuer Hund. Ich war ja selber erstaunt, über mich.

Sodann Affären zum Überleben, teils gottgesandt. Ich brauche ja immer eine Aufgabe. Und nun, nun bin ich wieder derjenige, der in den Keller schickt. Es hätte alles ziemlich schön werden können. Aber da war mir ein großes Aber. Vor mir und der Aufgabe. Ich mag keine Aufgaben mehr haben.

Vielleicht muss diese Suche ja bewahrt werden. Vielleicht auch ist es eine Sucht (ich glaube nicht). Gabriele sagte damals einmal: „Du, du hast ja deine Kunst!“. Das war ein Vorwurf gewesen. Ich habe nie eine Liebe in die nächste fließen lassen, wie das so viele so können. Dafür bin ich nicht gemacht. Ich habe ein wunderbares Kind. Und eine alte Dame, der ich – ohne dass diese das weiß – versprochen habe, sie nun bis zum Ende zu begleiten. Ich hatte eine gute Jugend, ich durfte sein, und ich möchte ihr das zurückgeben. Und dennoch sehnt es mich nach etwas, nach etwas beinahe immer noch Unbekanntem, etwas, was jenseits von Aufgabe.

(Und nochmals ein ‚dennoch‘, hey, yeah!: ich saß damals irgendwo hinten im Wembley-Stadium, im Summer of 84, hörte zu und ich ahnte von noch gar nichts. –> muzik: x)

/kann gut sein, ich lösche das. vielleicht ist ja auch alles erdacht. ich bin eben so. schnell schnell, und flink flink, weg damit!

Ska

frauen wollen ja immer irgendetwas. Sobald sich die definitionen verschoben haben, wollen sie einen ändern. Und wenn sie nicht einen selbst ändern wollen, dann wollen sie irgendetwas an der definition ändern. Oder an den umständen oder an den gefühlen, der situation. Hauptsache, irgendwas ist da, was man ändern kann. oder zumindest in frage stellen, auch wenn es nichts in frage zu stellen gibt. Vielleicht treffe ich ja auch einfach nur frauen, die nichts einfach mal so stehen lassen können. Meistens sind diese frauen stark, das mag ich, aber irgendwann finde ich, es reicht mit dieser stärke. Ich hingegen mag es, die dinge einfach mal so stehen zu lassen. Ich kann das, das mit dem Seinlassen. hey, Beobachten ist mein job! Ich besitze die gelassenheit eines erfolgreichen cowboys. Eines cowboys, der weiß: die weide mag sich verändern, das Rind nicht. Was bleibt, das ist das pferd, auf dem man weiterreiten kann. Nur einmal hat es mich abgeworfen. das wird mir nicht wieder passieren.

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Skagen

duenen2010

Wenn man dann losfährt. Und die Nordsee auf die Ostsee trifft. Sie freut sich jetzt auf den Herbst. Wird das Geld über den Winter reichen? Wir könnten Fotos machen (das schlägt sie vor), so wie in diesem Buch* beschrieben, was sie schon dreimal gelesen hat. Sie liest mir daraus vor, wir lesen uns gegenseitig vor. Man müsste das Buch augenblicklich verfilmen, denke ich mir, wenn ich doch nur vom Film wäre. Schließlich, in Berlin, spielen wir wie früher das Taxispiel. Wir fahren den Doppeldecker von Linie 104 und sitzen oben ganz vorne. Eine ihrer Klassenkameradinnen hat einen Stiefvater, der ein rosa Flugzeug hat mit einem Schwimmbad darin. Die mag sie nicht. Sie möchte unbedingt Dänisch lernen, jetzt erst recht. Ob ich mitlerne? Die Bunker interessieren sie nicht und die tote Robbe am Strand will sie nicht noch einmal sehen. Gerade jetzt, wo Lilly Hallig zu uns gestoßen ist! Wir machen einen großen Bogen und spielen Steinchen werfen (sie hält sich die Augen zu, ich werfe, sie muss finden). Man kann das stundenlang spielen, genauso wie das Taxispiel. In Haitabu leben über den Sommer ein paar Wikinger mit Brille, ihren Kindern haben sie die Namen Freia und Thor gegeben. Und In Ringköbing leben angeblich die glücklichsten Menschen Europas, ich halte das jedoch für ganz erheblich übertrieben. Typischerweise gerieten wir ein ums andere Mal in militärische Sperrgebiete, nicht ohne diese jedoch gerade noch rechtzeitig wieder verlassen zu können. Wegen der Wölfe. Im Turm des Domes zu Schleswig (der mit der Truthahngeschichte) haben wir uns heimlich inschriftlich verewigt, ebenso sämtliche an der Fahrt beteiligten Kuscheltiere, mit Ausnahme von Lilly Hallig. In Flensburg waren wir nachts bei McDonalds und haben an einem Preisausschreiben teilgenommen, was uns aller Vorraussicht nach den Winter finanzieren wird, wir sind da ganz guter Dinge. Sie überlegt leise, ob sie Dichterin, Photographin oder Malerin werden will, später. Der Sommer ist noch nicht vorbei. Kachelmann ist frei und Schlingensief ist tot. Der Sommer ist noch nicht vorbei und ich habe seit langem wieder einmal die Erdkrümmung gesehen. Ob wohl Freia und Thor jemals das Taxispiel spielen werden dürfen?

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*Antonia Michaelis, Wenn der Windmann kommt, Herder-Verlag Freiburg, 2009

ü

bonnie_und_clyde

zwo zecken, eine fuß, eine hüfte links, grad so, dass man nicht rankommt. drecksviecher. die alte dame fragt lachend ihre hautärztin, wo sie denn die geschlechtskrankheiten gelassen habe. nachbarin erzählt vom nahtoderlebnis, sie deutet an, behutsam. mohammed hätte gesagt, die lebenden schlafen und wenn sie sterben, dann würden sie erwachen. so schön sei das gewesen, unbeschreibbar. ich muss da im herbst noch mal weiterfragen, wenn’s reinpasst. ansonsten spezialstaubsaugen an alten wänden mit spezialstaubsaugern. eine zugesetzte nische entdeckt, loch gemacht, mit dem endoskopchen hineingeschaut, nix. wieder kein goldschatz, schade, dafür ein vierer im lotto zu dritt. ein kleiner süßer esel mit namen rasputin, geboren im april, entzückt den kirschkern. erfahre, dass esel keine fluchttiere seien, sie würden bei gefahr einfach erst mal stehen bleiben (ist mir symphatisch). ein bisschen erwachsenen urlaub gehabt und gemacht, bamberg ohne reiter, in friesen am berge ein nächtlicher schuss von hinten, der fluchtwagen springt 1a an im bett am kornfeld. in rothenburg gewesen bei regen und in schwäbisch-hall Tomi Ungerer retrospektiv betrachtet. für die rente ein schweres gläsernes multiple gekauft, zwei kugeln mit einer zunge dran (lüstern). jetzt fehlt mir dafür noch der passende schreibtisch aus schwerer eiche und die sekretärin dazu. es ist ja eine sinnliche zeit. demnächst auf abenteuer, zunächst dann wohl abermals die ‚Grüne Hölle Hodenhagen‘. der kirschkern hat ein bombenzeugnis, und das nach diesem bombenjahr. auf dem ponyhof haben sie jetzt auch lamas. oben auf dem bild, das sind (waren) bonnie und clyde am strand von mombasa. und schon nächste woche werden wir am strand von römö haie fischen. es ist eine schöne zeit, beinahe schon fast wild.

Thiesenhof unter Lachenhäusle

postkarte1953
Der Thiesenhof vom Lachhäusle aus gesehen (Postkarte, 1953)

Wenn man schon in der Gegend ist, dann kann man ja auch mal die einem eigenen Liegenschaften vor Ort visitieren und nach dem Rechten sehen. So dachten es uns der Kirschkern und ich am vergangenen Freitag. Ziel war, von der Tortursiedlung namentlich Freiburg im Brsg. kommend: Das Flurstück Ferndobel Nr.49 bei Waldau im Hochschwarzwald, nahe gelegen des Berggasthauses „Lachenhäusle“ an der Bundesstraße 500 und rund 1000m ü.M., zuletzt besucht im Hungerwinter 1992, als sämtliche Zeiten noch ganz andere gewesen waren. Dieses Flurstück war einst überbaut mit einem kleinen historischen Schwarzwaldhof, dem Thiesenhof, und befindet sich seit 1956 im Besitz der Familie Schneck.

Zu den Eckdaten läßt sich folgendes anmerken: Der Thiesenhof (auch „Thissenhof“ oder „Diesenhof“) wurde im Jahre 1727 durch Matthias Beha erbaut. Weitere Einträge zur Chronologie der Gegend und den Geschehnissen lassen sich auch hier nachlesen. Der letzte Bauer, jedenfalls nach meiner Quellenlage, war Stefan Braun, der 1846 geboren wurde und 1937 verstarb.

Im April 1956 erwarb mein Großvater, der Architekt und Stadtbaumeister a.D. Rudolf Schneck, das kleine Anwesen von Gravurmeister Robert Jäckle aus Bad Dürrheim/Schwarzwald für 3600,00 DM. Seine Pläne waren es, der Familie ein kleines und der Urtümlichkeit höchst gewogenes Feriendomizil in ländlicher Gegend zu schaffen. Dieser Plan sollte jedoch leider nie in Erfüllung gehen, denn bereits in der Sylvesternacht 1956/1957 brannte der Thiesenhof durch Brandstiftung bis auf die Grundmauern nieder. Das kleine Nebengelass, welches nicht in den Besitz des Großvaters übergegangen war, blieb stehen. Es steht noch heute.

Über den oder die Täter verraten die Akten bisher nichts. Mündlicherweise war von betrunkenen Landstreichern die Rede. Es finden sich jedoch keinerlei Schriftstücke diesbezüglich, die hierzu weiteres aufschließen lassen würden, etwa ein Polizeiprotokoll oder Zeitungsmeldungen über den Brand. Angesichts der Beschäftigung mit den Vorfällen jener Zeit meldet sich da natürlich der Schneck’sche Detektiv, ebenso übrigens der/die des Kirschkerns. Eigentum verpflichtet schließlich, und sei es nur ein 8,73ar großes Flurstück, auf dem sich eine mit Brennnesseln und ein halbes Jahrhundert Jahre alten Bäumen überwachsene Ruine befindet, deren Wert gleich Null strebt und für den im Jahre 2010 eine Grundsteuer von EUR 3,98 zu entrichten war.

Die Ortsbegehung mitsamt Kirschkern jedenfalls war ein interessantes Unterfangen mit einem der Originalität der Immobilie entsprechenden Freud-, Spaß- und Naturerlebnis, das alles bei schönstem Wetter. Übernachtet wurde im schon feriengerecht umgebauten Wagen droben am Lachenhäusle, wo auch die Abendmahlzeit sowie ein herrlicher Blick bis hinüber zu den Vogesen eingenommen werden konnte. Und sollten Sie einmal entlang der B500 fahren und eine Jause planen, so nehmen Sie diese empfohlenermaßen gerne im Lachenhäusle zu sich, nicht ohne jedoch dann einen kurzen Moment lang der dramatischen Vorkommnisse der Nacht zum 1.1.1957 in circa dreihundert Metern talabwärts zu gedenken.

Bildteil:

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Der Thiesenhof 1956

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Der Thiesenhof 1956

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Handskizze Planung Umbau, Prof. Rudolf Schneck, 1956

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Ruine Thiesenhof 1963 mit erhaltenem Nebengelass

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Begehung Thiesenhof 2010; im Hintergrund links die
vollständig überwachsene Ruine