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…(legendenlendchen)

Obstterror! Gewitterterror! Starkregenterror! Hitzeterror! NACKTschneckenterror! Nachtfalterterror! (fliegt einer abends ins atelier, dreht zwei halbe kamikazerunden und landet DIREKT Sturzflug im bio-terpentinersatz!). terpentinersatzterror! Efeu-Terror! Hagelterror! Pflegeterror! Blattlausterror! Hormonterror! Zeckenterror. Wo man hinschaut – Terror.

kur

Am tresen stand eine ungefähre mittfünfzigerin, dabei war sie wahrscheinlich erst mittvierzig (irgendetwas an ihr lässt sich gehen) und bei der terminabsprache für die nächste durchsicht ihrer pupillen sagte sie bezüglich september sehr selbstbezogen „Nein, da bin ich in Kur!“. Das selbstverständlichste ihrer welt. Eine Kur. Vor vier jahren hatte ich einmal meinen doktor witzelnd befragt, ob ich nicht eigentlich einmal eine kur beantragen könnte. Ob ich da chancenreich wäre. Er lachte, wie ich erwartet hatte, milde, betrachtete meine sorgsam gepflegten fingernägel, tastete meinen magen, der damals wehtat, und erkundigte sich nach der kirschkern. Die alte dame hat eine für ihr alter immer noch erstaunliche sehfähigkeit und das parkhaus im ärztehaus verlangt für fünfzig minuten zwei euro vierzig. Ohne diese parkmöglichkeit wäre ein arztbesuch mit sehr alten menschen nicht mehr möglich. Werte gilt es zu schützen, daher geht der preis vollkommen ok.

Segelnde ärzte in zivil im sommer erkennt man an ihren weichen schuhen als „Ärzte, die auch segeln“, auch wenn sie es kokett verheimlichen wollen und lieber als bspw. Juristen oder Geisteswissenschaftler angesehen werden würden. Kindheitsträume, pubertärer Abschnitt. Kurzärmelige Polohemden. Kaufmänner tragen spitze schuhe.

Was IST eigentlich aus diesen röntgenbrillen geworden, (so fiel es mir ein), mit denen man im Sommer alle frauen nackt hätte hindurchsehen können sollen durch ihre kleidung? Jene Versprechen mit 15. Das hat ja auch nie funktioniert.

Und sollte ich mal ausversehen aus zehntausend höhenmetern abgeschossen werden, dann möchte ich nicht, dass irgendein camouflagierter separatist, weder besoffen noch nüchtern, mit meinem ebenfalls abgeschossenen stofftier auf dem arm in die weltpresse hineinposiert, während meine EC-karte bereits in seiner backentasche verschwunden ist. Rauchend, ohne Geheimzahl.

Schön zu bemerken die heimlich immer noch verliebten blicke eines alten mannes mit kassenrollator, der seine feingliedrige und um eleganz auch in hohem alter bemühte frau zum augenarzt begleitet hatte. Das blitzen in seinen augen und das blitzen in den ihrigen, wenn ihre blicke sich trafen, kurz bevor jene sich – selbst ebenfalls unsicher im Gehen – ins behandlungszimmer begab. Vielleicht war sie ja auch seine geliebte, oder beides.

….

Stand ich auf einer Wiese. Wiesen wie diese, Rahn müsste schießen. Zerbrich mich nicht. Von der Wiese aus piselte der alte Petersen in hohem Bogen in die Hecke. Abseits seiner piselte die alte Perserin wie von einer Hecke aus wie im hohen Bogen wie in eine östliche Wiese wie in fernöstlicher Weise. /Der alte Hansen zündelte sich eine Zigaret an, nahm einen tiefen Schluck schweren Kopfwehweines und hob an, wie zu folgend Novelle: „Das Weise war aufgefahren, der Brand jedoch, er war gezügelt vom: Adel.“ Während der Deich brach. Sich alles ergoss, die Hummeln bauchoben, zwisch ihren Beinen die Bienen. Der alte Petersen, er war morgens noch zur Hecke gegangen, um dort hinein zu piseln. Die alte Perserin am Morgen noch zum Markt. In ihren Armen war tot das Kind, in seinen Armen das Kind war tot.

Unterm Schnitzel wird gejodelt. Da lacht der Gaucho. Mir war so danach, als Waldmeister.

drecksbude

Innerhalb der letzten dunklen tage gewesen wieder mal in einer drecksbude. Beim duschen abends pfeift man durch die nase und schwarz pfeift heraus. Jahrhunderte alter dreck. In den spitzen winkeln des dachbodens, dort, wo die verrotteten sparren auf den müden traufen aufliegen, dort lag auch eine leere packung leichter marlboro für noch 4 Mark. Datierungshinweise sind das, wertvolle spuren vergangener baumaßnahmen. Ein gebrauchtes condom auch, undatiert leider, der weichmacher hat schon gefressen, daneben ein damenstrumpf bis knie in beige und ein kleines kinderspielzeug, ein rostiges kännchen für den kaufmannsladen, vielleicht hundert jahre alt. Vielleicht auch hundertundzwanzig. In diesen schwer zugänglichen ecken findet man oft interessante hinterlassungen. Von kindern, erwachsenen oder den dachdeckern und anderern gewerken vergangener zeiten. Uralte bierflaschen, darin tote mäuse, metallene zigarettenetuis, beschläge barocker fenster. Oder eben zurückgelassene liebesmühe. Vorvorgestern lag dort auch eine skelettierte ratte, ganz nah bei ihren zwei knöchernen kleinen babyratten in embryonaler anmut. Der chef der steinleute, neben seiner vorliebe fürs doppelaxtwerfen auch ein geprüfter jäger, meinte tags darauf, es könne auch eine verhängnisvolle geburtssituation vorgelegen haben, bei welcher mutter und kinder verstarben. Und der rest eines plakates mit einer sexistischen sexy bikiniblondine aus 1975, die blond und blauäugig allen wehrpflichtigen einen staatlichen zuschuß von 50 Mark im monat verspricht. 1975, da wäre ich eigentlich am blinddarm gestorben, hätte ich zu zeiten des kleinen kaufmannsladenkännchens gelebt. Denke ich mir. Diese zufälle immer. In einen kehlbalken mit wucht hineingerammt ein brieföffner in form eines schwertes mit ziselierter klinge und überall schwarzer staub und dreck, auch auf dem märchenbuch von 1904 im spitzboden. Die toten ratten ließen mich eine atemmaske überziehen, was eigentlich selten vorkommt, wegen möglicher giftstäube, über deren halbwertszeiten ich keine information habe. Ich musste dort, in diese abseite, hineinkriechen, um mit dem spezialbohrer einen holzkern für die bestimmung des alters herauszusezieren. Was diesmal leider nicht gelang. Die jahresringe mitsamt der schädlinge aus vermuteten vierhundert jahren flogen uns um die ohren mitsamt den auf ihre auferstehung lauernden getrockneten bakterien der PEST. Und den hungrig schlummernden viren der pocken.

Und doch: Ich mag diese orte. Immer wieder aufs neue und vor allem bei düsterem Dauerregen im siebten Tage. Mein gemüt ist dehnbar und stabil.

Auf einem werblichen schild vor einem lokal während der rückfahrt von der drecksbude stand mit kreide geschrieben: „Bier, so kalt wie das Herz deiner EX!“. Früher hätte ich angehalten und fotographiert.

Gottlob ist diese woche vorrüber. Endlich wieder die sonne heute.

raedchen

Mein Lauf durch den tiefen Wald gekrönt vom Angriff eines Bussardvogels, ein äußerst großes Tier, dabei hatte ich ihn zunächst noch freundlich gegrüßt. Nach dem zweiten Sturzkampf warf ich einen Stein nach ihm und verfehlte ihn nur knapp. Trotzdem säumte er noch mehrfach meinen Weg in sicherer Höhe. Er verfolgte mich. Wie schnell doch die Urbilder schwarz-weisser Angstfilme Augen am Hinterkopf generieren und das Kribbeln im Nacken. Schließlich unverletzt den Waldrand erreicht. Vielleicht sollte alles die Revanche für eine von mir tags zuvor wahrscheinlich grundlos im Reflex erschlagene Gartenkakerlake gewesen sein. Man weiß zu wenig über solche Zusammenhänge.

Coca-Cola ist jetzt auch regional produziert, denn kurze Wege schützen das Klima. Las ich auf einem Coca-Cola-Laster.

Heute im Kalifat: 3 im Weckla. Mahlzeit.

Vielleicht braucht die Welt ja einfach eine menschenrechtsarme Zone, dies als Exzerpt meiner letzten einhundert Jahre. Warum sollte die Idee so schlecht sein, eine Gegend mit solcherlei Weltanschauung zuzulassen. Aus resignierender Erkenntnis. Wohin dann all jene freudig ziehen können, die sich nichts sehnlicher wünschen, als ebenjenes Leben. In einem von ihnen gelobten Land. Ein gelobtes Land also. Die Dschihadisten, Bombenbauer, Salafisten und sensiblen Hardliner müssten sich nicht mehr aufregen über zu leicht bekleidete Frauen in Frankfurter Jugendhäusern, sie bräuchten sich nicht mehr in ihrem Glauben verletzt fühlen von französischen Jugendlichen, die nächtens Schweinefleisch verzehren und sie müssten dann auch keine Kunstwerke mehr zerstören, deren weltfriedlicher einer Teil schlicht ein Exemplar des Koran ist. War. Und so weiter. Ich bin grundlegend geprägt von jenen sogenannten „westlichen Werten“, die sich an Freiheit, Gleichheit, Toleranz und Brüderlichkeit orientieren. So einfach. Und ich mag die Regeln des Sandkastens. Wer wirft, fliegt raus. Auch wenn das ja mehr und mehr als konservativ verortet wird. Und so altmodisch moralisch klingt. Seltsam. Wir sind so cool geworden, so cool, wie es uns die Verbrecher der Welt vormachen, ganz gleich, wo sie sitzen. Das Erdgeschehen mit seinen Frechheiten und seiner Grausamkeit jedenfalls geht mir zunehmend auf den Sack. Wohin man auch schaut, schiefe Lagen. Und grenzenloser Zynismus. Besser, auf die Seele. Meine arme Seele.

meine arme klitzekleine seele.

Aber auch ich bin nicht ohne Sünde. Ich habe von einer Wal-Salami* gekostet. In der Dämmerung, unbeobachtet, voller Scham. Drei kleine Rädchen. Einmal im Leben. Und ich muss wirklich sagen: Ganz erstaunlich. Hervorragend!

Ich tu das nie wieder.


(*aus Fangquote/NOR)

Selbst,

(Foto: Die Köchin)

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EDIT, nun also endlich am richtigen Ort: Eine ursprünglich eher aus semi-melancholischen Eitelkeiten hyperinszeniert entstandene Urlaubs-End-Fotographie hat einen willfährig aufbegehrenden Bedeutungswandel erfahren. Erst Herr Kid hat mit seiner äußerst gelungenen Double-Meta-Imitation unter der Überschrift „Kann ich auch!“ eine wundervolle neue Bewegung lawiniert! Unter der Betitelung „Selbst, als Bomberpilot für’s Gute an sich“ sind nun mittlerweile – weltweit! – mannigfach hervorragende Adaptionen einer möglchw. stetig wachsenden Crow einzusehen, die sich das Zeichen des Sieges (engl.: Victory) über das Böse auf die wahrhaft wehrhaften Helme schreibt:

Herr Kid
Frau Montez
Herr Mek
Fräulein Krabbe
Mr. Speed
Frau Felis-Major
Frau Casino
Frau Gaga
Mdme. Tikerscherk
Frau Landlebenblog

(tbc)

Deutsche Westsee:

Es Gibt kein schlechtes wetter, gibt nur unangemessene kleidung. Angemessene kleidung, schönes wetter. Angemessenes wetter.

Schöne Kleidung.

Die Kirschkern war ein paar tage in paris, das erste mal, seit sie dort laufen lernte. Vor allem treppensteigen. Auch dort, wo sie einst an jedem heißen sommertag im schatten in einen eimer mit wasser hineingepasst hatte, zur abkühlung. Manchmal war es witzig und schwierig gewesen, sie aus dem eimer wieder herauszubekommen. Es ist aber immer gelungen. Die düsenjäger pfurzten ihre trikolore über die stadt, das war schon groß. Ich trug kurzärmelige helle hemden und kratzte mich am busen, wann immer es mir passte.

Strandbad wannsee. Die alte dame ruderte da vor 70 jahren mit dem horst wessel lied und der ersten strophe joseph haydn. Sie freute sich sehr, dass ich sie anrief von dort. Spricht das abends extra nochmal auf band bei mir. Dass sie sich so gefreut habe. Ob ich es wohl schaffe, sie noch einmal irgendwie dorthin zu bugsieren? Der wind pfiff, die sonne schien und die konfirmationsschwippcousine ging baden. Zuletzt war ich hier vor 8 jahren gewesen, ich war mit der kirschkern unzählige male ins sommerwasser gerutscht damals, nachdem deutschland gegen italien ausgeschieden war und ich keinen espresso mehr trank, acht wochen pizza mied und venedig immer schon als grundlos überbewertet empfunden hatte.

Durch den regen nach westen über die brücke von 1963. Den kleiderbügel, diese vogelfluglinie. Auch so ein aufbruchhaftes westdeutsches sehnsuchtswort des wirtschaftswunders. Meine großmutter mit den punktekleidern, in ahrensburg im altersheim, familientreffen timmendorfer strand und scharbeutz. Und immer „schade, dass du kein soldat geworden bist.“

Der wedding regt an. Sagt der lieblingsfotograf.

Der wind hat sich gelegt, er pennt.

Und dann endlich die sonneninsel. In der tat, alle wolken mit molle ziehen weiter ans land. Ein standortvorteil. man glaubt es kaum, wenn man regen nicht allein als schlechtwetter empfindet.

Viel Sonne, keine maulwürfe. also mein plan: maulwürfe auf dieser insel heimisch werden zu lassen zu begünstigen. Ich bin ja ein biologisches monster und artengerecht aufgestellt, zudem darwingeprägt. Im abitur hatte ich 13 punkte in biologie. ausgerechnet einer naturwissenschaft.

Morgens hätte ich oft verschleierte augen. Sagt die köchin. Das stimmt. Matschige augen, sage ich. Kommt vom nichtträumen oder vom zuvielträumen. Ich mag diese verordneten ruheminuten im halben nichtsein. Ich würde mir punkte tattoowieren lassen auf die handrücken, wenn ich das toll fände. Eine der schönsten wiederkehrenden lebenszeiten ist die frühe stunde mit ihren noch unsortierten gedanken und deren endlosen welten. oder einen anker auf die hüfte mit glaube, liebe, hoffnung darunter.

Kein netz. Kein internet. Dafür DLF. Mal wieder radio hören und aufhorchen, wenn sie sagen: deutsche nordseeküste 5-6, in böen 7. Hat man im süden ja nie, dort nur hagel gleichermaßen auf schönen neuen kfz-wägen wie alten autos, das ist sehr demokratisch. mit wunderbar plastischen beulen. Das ist bildhauerei. Mein porsche wäre einer mit hagelschaden.

Das Fahrrad gegenwind, rückwärts rückenwind, wenn der wind nicht drehte zwischenzeitlich. Mein arsch tat weh, der kannte das nicht mehr. Kann gut sein, dass ich generell sogar ein fahrradtyp werden könnte. Aber niemals in radlerkleidung, vorher nackt. Strassenklamotten mit schieber gegen die sonne, satteltaschen, 3 gänge. Wenn helm, dann GI oder sturmtruppen.

Die Dreimastbark Niobe, ein denkmal erinnert. Ich muss die alte dame fragen nach ihrem vater, meinem haudegengrossvater. Die niobe, ein segelschulschiff der reichsmarine, sank nach zu viel takelage aufgrund einer einzigen starkböe im fehmarnbelt. Soviel ich weiss war das 1932. Die hälfte der besatzung, ungefähr 46 menschen, ertranken. Wieviele leute sind nicht schon in der ostsee ertrunken. Jede qualle, jede krabbe eine seele.

Die ostsee, so erfuhr ich, ist offenbar das größte brackwasser der erde. Der salzgehalt liegt im wert hälftig zu dem der nordsee. „Brackwasser“ klingt nicht schön. Aber ich mag dieses brackwasser sehr, wie sollte es auch anders sein, als kriegsenkelchen.

Marine. Meine grossmutter, soldatenfrau, hoffte, als ich das adolescente alter erreicht hatte, dass ich selbstverständlich zur marine gehe, insgeheim. meine lieblingsomi, ich sagte immer „Omi“, nicht oma. Dann habe ich sie mal besucht in ahrenburg mit 18. Wie schade, dass du kein soldat geworden bist. Ich war aber eben auch zu klein. In ihrer vorstellung hätte mir eine u-boot-karriere gut gestanden, die brauchen ja die eher kleineren. Ihren ersten kuss gab sie auf der mole in pillau mit siebzehn, heute baltisk. Der postler ermöglichte ein heimliches treffen mit ihrem geliebten späteren haudegen. Auch die beiden Lieben, Waldemar und Gertrud, schwimmen heute in der ostsee, sie wurden in der kieler förde seebestattet. Später, als man wieder konnte und durfte, warf die alte dame dort ein sträußchen ins meer, auf unserem weg nach kaliningrad.

Lustkreis. (wortwitz).

Inselfasane huschen durch die felder und rufen einem rätsel zu, rehe springen grundlos über den weg und hasen oder mutierte grosskaninchen legen die ohren an, wenn sie gas geben beim unnötigen flüchten. dabei will man denen doch gar nichts.

Und dann Jimi Hendrix. Es gibt einen gedenkstein, ich finde, der ist ganz gut gemacht, großer granit. Sein letztes konzert, 4.-6.9.1970, das „love and peace festival“ auf fehmarn. Untergebracht war er offenbar in einem hotel in puttgarden, dem „Dania Hotel-Restaurant“. Das gibt es immer noch. In diesem kleinen dorf, das die welt kennt wegen der fahrscheine der halbstündigen vogelflugfähren. Und nun planen sie, wegen 23min. ersparnis von zeit einen tunnel zu bauen. Immer dieses geldverdienen, wegen ein paar minuten oder ein paar pfennigen, die sich irgendwann zu geldhaufen auswachsen.

Es war jetzt also ein wunderbarer jahresurlaub. Zunächst berlin mit dem arbeitsamen entwerfen von konzeptplänen mit langen lieben kollegen. Including formulierungen und wortloses metaverständnis. Eine immerwährend kreative und produktive renaissance des Gewollten, angereichert mit mittlerweile viel erfahrung im ungesagten. Immer mehr. Das ist so schön.

Auch die begegnung mit dem alten stuttgarter freund und lieblingsfotografen, der schon lange eine unumstössliche größe ist in meinem dings und leben. Der nun nach B gezogen ist. In all unseren unterschieden, die wahrscheinlich so groß gar nicht sind. Ich begab mich zwei nächte zu ihm nach charlottenburg. Wir saßen im Diener und stritten eine zeit lang über politisches. Meistens sind es gegenseitige unterstellungen. Das streiten, das unterstellen mit ihm ist immer erkenntnisreich, selbst für mich, der ich doch eigentlich immer recht habe. Vielleicht machen wir gemeinsam etwas über mode. Mich würde das sehr freuen, er wurde eingeladen und er hat mich dazugeladen.

Man kann jetzt auch in steinwurfnähe hermannplatz für 90 euro und vier personen speisen. Das wusste ich noch nicht. Das ging früher nicht, das war gar nicht möglich. Umso schöner mit der Köchin, der Hohbrechterin, derer beider grosscousine (gerade frischkonfirmiert) und na klar, logisch, mir.

Dann die fahrt durch sturm und regen nach fehmarn, vorbei an einigen lieblingsstätten, so auch dem kloster cismar, wo ich im hungerwinter 98/99 ein stipendium ableben durfte. Ich sammelte damals gefrorenen sand mit zutaten (quallen, Tang) am strand, füllte die melange in gläser, verschraubte und betitelte „Küstendreck“ mit schreibmaschine. Dann wartete ich im warmen zuhause über den St.-Pauli-Nachrichten, bis die Gläser explodierten.

So etwas würde ich heute natürlich nicht mehr machen.

Ein besuch bei der kirschkerntante nächst den mädels vom immenhof (Teile 4 und 5). Hund otto, ein brauner Labrador, kirschkerns liebling, ist jetzt kein kind mehr, sondern ein mann, aber sein stofftier bringt er einem immer noch schwanzwedelnd zum kaffee an den tisch. Lütjenburg, Hohwachter Bucht, Sehlendorfer Strand, Heiligenhafen, was für schöne namen.

Dann aber wieder schnell über die windige brücke nach der insel. Weite riesige felder jenseits der süddeutschen realteilung, rauhe strände im westen, steile küste im osten. Im osten findet man durchaus einsame badeplätze. Überhaupt ist dort nichts überlaufen. Und wenig spektakulär, wie anderswo. Es ist eher einsam und unterlaufen, und alles lässt einen in ruhe. Und wenn man fussballschauen will, dann kann man das im städtchen Burg tun. Wir bejubelten das erste deutsche gruppenspiel in einer art berliner eckkneipe, sowas gibt es dort. Und wind den ganzen tag und sonne, wenn es anderswo regnet. Die luft ist so gesund, dass es schon fast wieder ungesund ist.

Und zuletzt diese wunderschöne ferienwohnung auf der insel, ein kleines, aber eigentlich gar nicht so kleines häuschen, bis in die 1970er Jahre reetgedeckt, sich in behutsamer und liebevoll wohliger Endrenovierung befindend mit schönen optionen. Orte quatschen ja immer viel über deren Bewohner, auch wenn diese das gar nicht wollen eigentlich. Eine wunderbare werkstatt im aufbau, ein garten in ebendiesem, eine kiste hinterlassenes Bier für die gäste, eine schöne offene küche, dazu sogar eine Fussbodenheizung, die untenrum lackierte nägel erröten läßt. Und vieles mehr. Ich will mich jetzt aber im verraten bremsen. Die köchin und ich jedenfalls, wir haben uns verdammt wohl gefühlt. Ganz großen Dank den lieben gastgebern dieses so guten ortes!

Todendorf, Garten

(schon wieder würzig, schon wieder herrlich.)