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dicrocoelium dendriticum

der tierarztjugendkumpel, seit langem erklärter atheist, wickelt sich eine zum wochenenddienstfeierabend, nimmt einen großen schluck aus seiner geliebten oettinger05 und berichtet:

„stell dir vor, schneck, da gibt’s so ein viech, so einen parasiten, der wohnt friedlich im schaf und auch in anderen viechern, kühe, pferde und so weiter. im magen und in der leber oder in der galle, irgendwie so halt. und jetzt geht alles los: also, das schaf kackt auf die wiese. auf der wiese liegt dann der schafsdreck herum mit den eierchen des parasiten. über den wiederum machen sich dann die zufällig vorbeikommenden schnecken her, lecker schafscheiße. also dann: die parasitenlarven in der schnecke, ich glaub zuerst besiedeln im magen, dann generell schneckenverdauung. der schnecke macht das nix aus. dann aber verändern sich die miniviecher und wandern wundersam in die atemorgane der schnecke, da wollen die nämlich hin! denn das gefällt der schnecke nicht so wirklich und sie produziert deshalb in folge eiweißhaltige schaumbällchen, die diese fremdkörper da in der schneckenlunge umschließen sollen und diese bollen aus eiweiß sondert sie dann ab. wohin? in’s gras natürlich. macht der schnecke übrigens alles nichts aus, aber die parasitenviecher, die wollen das so! weil? na, weil dann die ameisen auf futtersuche vorbeikommen, lecker eiweiß. also fressen die ameisen diese schmacken schneckeneiweißbällchen, natürlich mitsamt den parasitenviecherchen. diese nisten sich dann im, ich glaube, magen der ameisen an. und das macht den ameisen auch erstmal gar nichts aus. dann aber, irgendwann, dann verständigen sich die parasitenviecher irgendwie untereinander, und zwar so, dass nur EIN mini parasitengeschwisterchen sich auf den weg ins zentrale gangliondingens, also ins hirn der ameise, bewegt! wie? keine ahnung. und vor allem, nur EINES von den parasitenscheißerchen! stell dir das mal vor! man hat keine ahnung, wie das funktioniert, ich meine, die müssen ja irgendwie untereinander quatschen oder so. ungefähr „he leute, also wir machen jetzt mal flaschendrehen und einer von uns haut uns da alle raus! ok, ich bin’s, ich tu’s für euch, vergesst mich bitte nie!“. oder eben so ähnlich. auf jeden fall, jetzt kommt’s, dieses EINE vieh da im hirn der ameise, das bewirkt dann, auch keine ahnung wie, eine verhaltensänderung der ameise. die klettern normalerweise niemals bis in die grashalmspitzen, weil viel zu gefährlich! aber diese EINE parasit-im-hirn-ameise, die macht das dann, klettert wie von geisterhand und völlig gaga in die grashalmspitze! und genau dort, du ahnst es, schneck, genau dort wird sie dann, wenn alles gut geht aus parasitensicht, wiederum vom schaf: aufgefressen! und dann geht die ganze scheiße wieder von vorne los. die ameisenmagenparasiten sind am ziel, ihr brüderchen im ameisenhirn geht wahrscheinlich flöten. wahnsinn! und eigentlich unglaublich, oder? klingt ja irgendwie fast so, als hätte sich das jemand ausgedacht. kann aber nicht sein, ist reiner zufall, positive mutation und so, kennste ja. das MUSS zufall sein! (…)“.

beim nächsten oettinger geht’s dann noch über zwischenwirte, geld, seilschaften, kinder, liebe, den ganzen mist eben, politik, klima, titten und gott und katzen und auch über’s einschläfern.

(denn sie wissen nicht, was sie tun)

das waren sie jetzt also, diese 274 stunden im hopfenland. schönes kleines altes kirchlein. die baustelle zusammenpacken ein paar stunden früher als geplant. brot und wein für zwei monate und den winter. fast ein wenig wehmut ob der seltenen so überaus freundlichen bewirtung. ein wenig auch zugenommen, ein kleines bäuchelchen hat sich mir gebildet unter der pumpe, seitdem es regelmäßiges mittagessen gab am großfamiliären küchentische („steht dir gut, schneck!“ meint die bäuerin lachend). hausmannskost, täglich suppe gerührt, ausschließlich eigenes aus birnen, schweinen, puten, möhren, hühnern, roten rüben, makrelen und kraut und kirschen, „ihr wissts scho gell, fei alles bio!“. und nicht oft habe ich stets so fröhliche und gut gelaunte menschen erlebt. und so zufrieden herzlich.

dabei werden ja auch dort die päckchen ausgetragen. der großvater, eigentlich ein schelm, fragt, ob denn schon der zweiundzwanzigste november gewesen sei, das sei doch sein verwundungstag und normalerweise könne er da seit fünfundsechzig jahren nicht schlafen in der nacht. oder er müsse plötzlich heulen die ganze nacht lang, habe alpträume und würde fürchterlich schwitzen. aber es habe ihm ja sein leben gerettet, letztendlich. die oma nickt still. auf vorsichtige nachfrage verrät er mir zugewandt, es seien die beine gewesen. sein kamerad direkt vor ihm habe hingegen etwas „in den kopf abbekommen“ und dann winkt er ab und ich will gewiss nicht weiter fragen und das ist auch gut so. sein sohn von vis-a-vis am tische merkt nur noch an, „vadder, des is a drauma. dei drauma! drauma nennens des heit!“ und schon steht der nachtisch vor mir, kirschen unter vanillepudding im stilgläschen. ich bin ja eigentlich kein nachtischtyp, aber hier? und dann diese kutschenfahrt, zu der uns der mesner (woanders sagt man: der küster) eingeladen hatte, vom nachbarhof. auch er lacht eigentlich den ganzen tag entlang und wir können theoretisch ja bis nachts um zehn uhr arbeiten, wenn wir denn wollen, also sagt man nicht nein zu einer solchen schwerblütigen einladung, dazu an einem wunderschönen spätherbsttage mit decken um die städternierchen. auf dem rückweg in den flecken dann passieren wir ein kreuz am wege und leiser und ein bisschen wie plötzlich nebenbei bemerkt der alte mann, dass dort sein sohn ums leben kam, mit vierundzwanzig jahren an heiligdreikönig und er war „grad 100 tag verheiradt‘!“. der sohn und seine frau waren wohl bei dunkelheit vorschriftsmäßig am straßenrand, aus dem städchen kommend, nach hause in richtung des dorfes gelaufen, als ein auto ein anderes überholte und den sohn übersah dabei. auf dem kreuz, gerahmt von zwei mittlerweile stattlichen buchsbüschen, steht in kleiner inschrift „vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. die witwe wohnt bis heute auf dem schwiegerelterlichen hofe. man erfährt, dass es vielleicht ein glück gewesen sei, dass das junge paar nicht eng umarmt gelaufen war im moment des unglückes, sonst würde auch sie, die frau, vielleicht nicht mehr leben.

der großvater ist sich ganz (!) sicher, dass es diese komische schweinegrippe auf gar keinen fall bis in den kleinen ort schaffen wird! aber ich verspreche beim verabschieden, dass ich es auf jeden fall (!) einmal wieder hierher schaffen werde. und dann berlin, „ja…, berlin!“. der enkel sei ja erst dort gewesen, geselle heizung/sanitär, im sommer. seine mutter, die bäuerin, flüstert mir später zu „…zur pornomesse!“. rollt mit den augen und dann lacht sie wieder so herzlich.

Viktor Vaudeville & Les 3Roberts: „Dich“

Eine ganz außergewöhnliche Spenden-Aktion des ganz außergewöhnlichen Herrn Erdgeschoss/Rechts (–>) finden Sie hier:

Ein Lied geht um die Welt:

Wir wollen helfen, helfen Sie mit. Und zwar dem Kinder-Hospiz Sternenbrücke in Hamburg. Das hilft Kindern und Jugendlichen mit begrenzter Lebenserwartung, ein würdevolles Leben bis zu ihrem Tod führen zu können. Spenden Sie bei der anerkannten Spendenplattform betterplace, die unser Projekt Ein Lied geht um die Welt unterstützt und dafür sorgt, dass jeder Cent dem Kinder-Hospiz zukommt.

Dafür gibt es “Dich”, eines der schönsten Chansons, das Viktor Vaudeville je zu Gehör brachte. Der Clou: nicht nur in einer, sondern in vielen Versionen. Hören, spenden und herunterladen können Sie im Studio Vaudeville, Viktors nagelneuer Boutique.

Voila: The Midnight ShakeBoobs Benefiz Remix avec Viktor Vaudeville & Les Trois Roberts (by schneck09)

Mehr:
hier,
hier,
und hier.

Machen Sie mit!
Und: Danke, Herr Schoss!

hinaus! erfolg!

arroganz als rezept. die pose als schwert, das ich ewig verhüllt. die narben zu abbildern gewandelt, ob dick, ob dünn. kein jeansstoff, wenn ja, dann mit hut. nähte kunstvoll. der händedruck variabel, das freundliche kalt. hinter den augen wird gerechnet. das dazwischen unterliegt der aufsicht des kinderheimes, geschwitzt wird nur zum sport. das denken in (venezianischen) kanälen, jedes boot wird geleitet. lotsen des denkens: kein staub, kein korn, kein lehm. kein dreck. gefühltes wird notiert, dann abgelegt. unbeaufsichtigt nur der traum, man schläft allein.

/der größte erfolg ist der erfolg. jede presse ist eine gute presse. ich mag das ganze nicht mehr. diese transformation, beständig. lieber dann doch die sterntaler, entschieden handgemachte, hausgemacht.

plopp, zack

neulich sternschnuppe gesehen. PLOPP* neue vorderbremsen gewünscht, ZACK* zwei tage später habe ich neue vorderbremsen. so muss das gehen! außerdem bin ich zum damencatchen nach paris eingeladen, backstage. ich glaube fast, ich sollte da hingehen, denn wann kommt man schon nochmal zum damencatchen nach paris und dann auch noch backstage.

glück und entschlossenheit


(kompetenz)

ja, und den kirschkern, den gibts ja auch noch. ich sehe den jetzt den elften tag seit dem fünfzehnten september. das ist schon neu. das war nie so, das war ganz anders. das ist komisch. die haben jetzt französisch da unten. die ganzen mitschüler haben alle schon französisch gehabt, ist ja grenzgegend. der kirschkern hat halt englisch gehabt woanders. sie übt jetzt stets und ganz selbst befleißt die französischen vokabeln. in englisch ist es ihr langweilig, das kann sie ja schon. und der mathelehrer ist „doof“, auch auf mehrmalige (und dem mathelehrer grundlos gewogener) zielnachbefragung. die französischlehrerin scheint auch irgendwelche persönlichen probleme zu haben. sie ist wohl so, wie man sich eben eine strenge französisch-lehrerin mit mitte dreißig vorstellt. dazu hat sie einen namen, der dazu passt, den ich ja aber hier auch nicht nur ansatzweise nennen möchte. das dumme ist, ich kenne diese personen jetzt alle nicht mehr. ich habe die lehrer ja immer alle gekannt und die eltern und das ganze drumherum. aber jetzt eben nicht mehr. nicht leicht, sich da herausnehmen zu müssen. um so schöner, hier am waldrand die alte dame und den kirschkern da oben zu hören, wie sie, die beiden schneck’schen frauen, die eine achtzigwas, die andere neun, sich ganz köstlich unterhalten und allerlei tischspiele veranstalten und erzählen und lachen und schimpfen und manchmal auch zanken. sie scheinen vergnügt, sie haben ein festes band. ich darf dann auch mal ein schläfchen zwischendrin halten, ein über alles beruhigtes. das also ist jetzt meine familie, so scheints. ich hätte nie gedacht, dass mir das einmal wichtig sein würde, gerade mir, der ich auf all das gepfiffen habe, strengstens, und alles unternahm, um abzustellen. so ein alles-ist-gut-gefühl dann. dieses alte haus hier, so sehr da auch viel verknüpft ist und ein wegwollen von hierorts, es scheint doch etwas zusammenzuhalten. es ist ein NEST, ja. ich wollte es mir ja nicht eingestehen, aber auch für mich ist es das, immer wieder, seit diese blöden wirrungen begannen. gebaut so gerade noch und fertiggestellt von wiederum meinem zu früh verabschiedetem alten herrn. und natürlich gibt es den weihnachtsmann, wer mag da zweifeln? sie sucht es sich heraus, was sie wann glauben will, grad so, wie es ihr passt. das ist eine sehr große fähigkeit, die ich beneide. ein stück weit lebe ich ja vielleicht auch so, wenn ich es nach ganz weit hinten so recht bedenke. sehr kindlich, recht trotzig im innern, selbstgewählt. und jetzt liegt sie da oben und schläft, bei ihr liegen susi und knuddel, eine kleine leopardin und ein eisbär. sie will seit dem juni fast immer, dass ich doch oben bei ihr im zimmer schlafe auf ihrer gästematratze. ich mach das halt. sicher gegen jeden erziehungsratschlag, aber was sind schon erziehungsratschläge in solchen zeiten? mir tuts ja auch gut, wenn ich ihr dann noch ganz vertraut gutenacht zuflüstern kann, sie schnorchelt da so rum und ist irgendwo ganz woanders in ihren träumen, und alles ist zuhause und alles ist: gut. ich denk immer, man muss die kinder mit liebe und zuneigung zuscheißen. mehr kann man ihnen nicht mitgeben fürs rüstzeugs fürs leben, da war ich mir mit ihrer mama auch immer einig, ehemals. und wenn ich mir vorstelle, was der kirschkern schon so alles erlebt hat, ohne darüber zu sprechen selbst, nur angewiesen auf die ihr zur verfügung stehenden erklärungswelten, dann wird mir ganz anders. vor zwei jahren noch berlin, dann neunzehn monate stuttgart und jetzt schon wieder alle und alles neu. zum einen trennung, zum anderen zwei totalumzüge. ich hoffe immer, sie möge um gottes willen keinen schaden nehmen, auch nicht zukünftig. und ihre jugend, diese so endlos große zeit und so grandios wunderbare gegend, die möge ebenso lange andauern, wie die der anderen kinder (und meine). ich würde gerne teilnehmen an ihrem alltagsleben jetzt da unten, auch weiterhin. mal sehen, ob das geht. es geht nicht. / und dann so ein paar mütter im dorfe hier, die mir, blendend positioniert, eine art von ‚mut’ zusprechen, indem sie mir (fast zärtlich) sagen, „immerhin hast du ja alles getan… und sie hat dir diesen zettel ja vielleicht einfach geschrieben, um dir zu zeigen, dass sie deine zuneigung honoriert…“, ach, dieses alltagsgeschwätz einer gewissen sorte von gebährfähigen. ein mitleidiger blick, die kinderkarre mit dem dritten darin vor dem bug und der mann ist in uni und ja, „der vater ist ja schon wirklich wichtig…!“, aber das kinde gehört eben zur mutter, logisch (lächelnd/denkend). den lauf der welt und jahrtausende an bestimmung im rücken. der gesellschaftliche auftrag erfüllt, die kinder gebaehrt, siegesgewiss abschalten – und dann dick werden /(pardon).

ich bin gespannt, wie das weitergeht. die nähe, die familie. und das ich. ich mag einfach das ding mit kindern. die blöden kinder merken mir das auch meistens irgendwie an, die wollen dann immer mit MIR spielen (und nicht etwa mit onkel markus, der mit der yacht und dem porsche usw.). ist ja nicht so, dass mich das nicht freuen würde. man kann ja mit mir rechnen. das geht auch sehr weit, gegebenenfalls, was die mütter (die mit den busen dran) angeht. freie liebe und das ganze zeugs. aber dann doch bitte titten auf den tisch und eines muss dann klar sein: man ist dann familie. man gehört zusammen. wieviele dazugehören, wer weiß das schon. aber man soll doch nicht einfach abhauen. hätte ich vom einfachen abhauen gewusst und geahnt, dann hätte ich niemals so angeheuert. /ich doch nicht. (aber gottlob hab ichs, denn sonst gäbs den kirschkern ja nicht).

heuern jedenfalls kann ich nicht mehr, selbst dann, wenn ichs wollte,/ was ich tue. das schöne daran: es macht mir nichts mehr aus. das war harte arbeit, kalter entzug. können sie mir glauben. und mich vergnügen oder heulen (ach gott, die paar tage im jahr…), das kann ich ja auch woanders. diesen zustand möchte ich mir jetzt erhalten. seither gehts aufwärts. ich freue mich jetzt also – obgleich erziehungskompetent (amtlich bestätigt) – aufs lupenreine erwachsenenleben.

hrhr.

/(die szene dort oben übrigens vom feinsten, was es gibt. so muss film sein, pfinde ich. danke an erich kästner.)