und nicht vergessen: „jeder blogger ist ein mensch!“* ;)
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(*m.kippenberger)
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knopf
‚painted from (a) memory‘ geräuschlos in die leise kleine kladde geschrieben, gekritzelt. erste weihnacht ohne kirschkern, stattdessen demnächst vielleicht ofenheizung. also dann eben mal wieder um die häuser ziehen, so wie früher auch, nach zweiundzwanzig uhr, wenn das beef stroganoff und die witwentränen verdrückt waren am waldesrand. den kragen hoch, die faust in der tasche, feindlich daherschauen, endlich menschenfeindlich (!) und bereit für eine kleine neue weihnachtsgeschichte. nein, ich muss hier ja nicht lügen: ich mag weihnachten. ich mag nur nicht unter einem fremden baum sitzen in diesem jahr und an das denken, was dieses mal so ganz anders ist. dann doch lieber und besser singen im hinterhof vorm weihnachtsbaum mit dem schwulen sängerpärchen aus nr. zehn und den anderen nachbarn. auch schon eine schöne schöneberger kleine tradition, aber eben nicht vom waldrand (und leider passé). und wieder werden entscheidungen gefordert sein noch vor frist des jahres, ich bin so müde mit diesen ganzen WICHTIGEN entscheidungen immer, seit bald zwei jahren jetzt und am laufenden band und ohne pause wie die sau durchs dorf getrieben. denn es wird sich nun alles wieder von vorne anbahnen, wie ich kürzlich erst erfuhr, zwangsläufigkeiten wie in eintausend griechischen theatern, die ich damals in der schule besser verstand, als ich sie jetzt kapiere. mit dem unterschied, dass ich entschlossen habe, dass es sich nicht mehr um tragödien handeln werden wird, meinerseits. jeder ohne kind zeigt mir den vogel. ohne kind würde auch ich mir den vogel zeigen wahrscheinlich, diesen scheißvogel. das mir liebgewonnene vögelchen aber, als solches wird es mich jetzt begleiten. man muss die dinge ja immer wieder herumdrehen (sagen sie) und die monde stehen gut dafür. daher werde ich nun also an weihnachten um die häuser ziehen, vor allem ohne drama und gut gelaunt. und auch nicht wirklich feindlich, denn ich sei ja eher freundlich, so sagen sie, und könne „gut mit kindern“ (und frauen). vielleicht also in der heiligen nacht eine kleine liebe. denn mit ab und an einer klitzekleinen liebe, ein wenig sex und dazu einer wohl ausgewogenen portion melancholie (sowie ein wenig von regelmäßigem sport!) kriegt man das leben ja nicht so schlecht herum. vorher werde ich aber noch den losen knopf am mantel wieder annähen müssen.
(…und weils einfach immer wieder so schön ist, hier noch mal völlig UNPLUGGED:)
…
ich will küssen, nicht kicken.
hodeln
heb‘ mal!
die tochter gesteht mir im wagen, sie habe ja bisher immer gedacht, dass ein „fernsehturm“ zum fernsehen da wäre, sie habe sich das immer so vorgestellt, dass ganz oben im drehrestaurant eine vielzahl von fernsehern aufgebaut wäre, „wo die leute dann schön zusammen fernsehen würden“. sie errötet sogar etwas, während sie mir berichtet, aber wir finden das dann beide ziemlich einleuchtend und witzig. // sie fängt jetzt auch an „heb‘ mal!“ zu sagen, und sie meint damit „halt‘ das mal!“ und nicht etwa „hebe das mal an!“. erste zarte anzeichen für eine beginnende stuttgartisierung der sprache. ich denke über gegenmaßnahmen noch nach, etwa kürzung des taschengeldes, wegfall ferien/ponyhof etc. // sie sagt jetzt seit kurzem auch „he du, das war voll der hammer!“. der hammer war diesertage voll vor allem, dass ich mir erstmals beim morgentlichen duschen einen dip zahnpaste, der sich (irgendwie?) an meinen händen befand, in das linke auge gewischt habe, und zwar „volle hebel“. eine völlig neue grenzerfahrung in meinem derzeit so grenzerfahrungsarmen leben. gottlob wiederum hat dies die tochter nicht mitbekommen, sie hätte sich wohl vor allem zunächst einmal ‚den bauch vor lachen gehoben‘.
draußen
gehst in den schnee, wern dir die füß kalt. stellst dich dann aufs feuer, wern dir die füß heiß. machst dann das feuer aus, wirds dir zu kalt. machst dann das feuer an, wirds dir zu heiß. brennst dein haus halt ab, dann hast keins mehr aber hasts mal warm. brennst dein haus nicht ab, dann hast eins aber hasts kalt. machst dann im haus ein feuer, dann brennts dir ab. machst keins, dann hockst drinnen im kalten.
schneck was schenken?
Wem Gott will rechte Gunst erweisen… #2
wenn sie noch nichts vorhaben am freitag abend und sich dann gerade in der metropolregion nürnberg aufhalten: ab neunzehndreißig am 12.12.09 gibt es eine kleine explizite ausstellung mitsamt schneck’scher zeichnung, collage, malerei sowie bier im atelier des wunderbaren Mr. Dan Reeder, den ich im juli diesen jahres auf der baustelle kennenlernen konnte. the adress is maxfeldstraße vierzig H.H. in neunzig-vier-null-neun nürnberg. das ganze geht dann bis zum zwanzigsten zwölften, geöffnet hauptsächlich vor allem während der eröffnung und ansonsten abgesprochen unter dem örtlichen telefon fünffünf-dreizwo-einsfünf. ob das ein geheimtip werden wird, das weiß ich – bescheiden wie ich denn eben bin (hrhrhr…) – noch nicht, aber ich denke, es könnte durchaus einer werden. dies war jetzt auf jeden fall mal ein kultürtip.
Wem Gott will rechte Gunst erweisen… #1
der böse mann
verbot von „ade“ und „grüß gott“, stattdessen verschreibe „tschüssi“ und „guten tag“ und jeden dritten tag fahre ich durch die engen gassen der stadt mit laut nick cave und fenster auf, schon komisch in dem alter, ist mir aber wurscht, weil ich krieg immer einen parkplatz, auch wenn sie jetzt alles beruhigt und verökologisiert haben. und dann sitze ich eine halbe stunde auf dem pipimarktplatz, raucherdeckchen um die hüfte, trinke einen cafe und schaue den jungfamilien mit wunschcarport hinterher, oder den schwebenden studenten der vergleichenden kulturwissenschaften vor fachwerk, während ich überlege: den newsletter der domäne dahlem könnte ich eigentlich auch langsam mal abbestellen, tu ich aber nicht, denn mein kind soll keine vorstadtperle werden, nicht mal in gedanken und skifahren werden wir diesmal am kreuzberg zu kreuzberg! die schlecker-polin schielt mir beim einkauf heimlich auf meine zähne mit ihren ostblockaugen, corega-tabs und haftkreme für die alte dame in der nachbarschaft, früher wäre mir so was peinlich gewesen, heute ist mir auch das wurscht, nur bei kondomen werde ich fast immer noch rot. mein auto ist grün, ich müsste mir hier eigentlich einen ‚FORST‘-aufkleber besorgen, das würde verblichenes berliner kennzeichen kompensieren, wobei dieser gedanke genauso kindisch ist, wie mit laut nick cave durch die stadt fahren mit beide fenster auf, schließlich ist die versicherung hier billiger, weil hier alle langsamer fahren, weil hier alle FÜRCHTERLICH langsam fahren, weil hier alle warten, bis die ampel wieder rot wird, weil hier alle so gesättigt scheinen, so träge, so eingesponnen in ihren reichtum und in das seit jahren und auf jahre gepachtete gute. na ja, nicht alle, aber fast alle jedenfalls, immerhin bin ich ja eigentlich auch eine vorstadtperle, so gesehen. kleine rundfahrt also, geldgeschäfte in der ortsteiligen bankfiliale, die unterbeschäftigte beschäftigte hat heute wieder ihren pornoblick gesetzt, bei penny dann noch schnell schweinefilet holen und zwei flaschen campari für die alte dame, beides im angebot und „mit männern kann man ja nicht sparen!“. unten in der stadt findet gerade der alljährliche schokoladenmarkt statt, man kann sich dort überflüssigerweise in schokolade baden lassen oder prima handgeschöpfte politisch korrekte tafelgebinde kaufen, stück ab dreisechzig aufwärts. ohnegleichen beim bleichen schleichen, blass verglichen, geschätzt geritten: DER BÖSE MANN, der hinter den büschen im wald wartet, der bin jetzt ich! denn ich bin nicht mehr der, der bei dunkelheit im walde angst vor den gebüschen hat, sondern ICH bin jetzt das wesen, welches den anderen das grauen lehrt! unendlich wiedergeboren und mit eintausend leben im gepäck, um ENDLICH den vorstadtperlen mit ihrem carportwunsch, dem carportwunsch mit seinem opernwunsch, dem opernwunsch mit seinem vorstadtperlenwunsch, dem vorstadtperlenwunsch mit seinem wunsch nach harmonie und der harmonie mit ihrem wunsch nach philharmonie das fürchten beizubringen! und zwar in einem vier jahre alten nick-cave-t-shirt mit fenster auf, wobei mir dabei marlene in nördlingen einfällt, die mir einst, nach einigem an firlefanz, mein herman-brood-t-shirt abschwatzen wollte, es ist ihr nicht gelungen, auch nicht im offenen kleide im offenen lada-combi, auch wenn sie mir damals versprach, ich könne gerne noch einen bösen dunkelblauen tag länger bleiben, was ich nicht tat.