Mein Wagen, ein Diesel, (Abb. hinten rechts) ist nun 8 Jahre alt. In diesen acht Jahren bin ich damit 245.000km gefahren. Er läuft gut, aber ich habe doch zunehmend Angst, dass es vorbei sein könnte und ich irgendwo auf dem platten Land einfach so stehenbleibe. Das wäre nicht gut, denn ich nutze diesen Diesel nicht unerheblich auch beruflich, um entweder meine Bildwerke zu Ausstellungsorten zu schaffen oder um zu oft abgelegenen Baustellen zu gelangen. Alte Häuser, Hütten oder Kirchen. Mit dem Zug oder Bus ginge das nicht, auch deshalb schon nicht, weil ich für letzteres meine Ausrüstung mit mir führen muss. Zum Beispiel Leitern, einen großen Staubsauger, Beleuchtung oder Fässer voller Kalkmörtel. Mein Diesel ist daher ein Hochkombi, manche sagen auch „Mini-Van“. Früher sagte man einfach „Kastenwagen“ und mir gefiel schon immer dieses schöne Wort.
Es ist ein Auto, was von der Seite *scheiße aussieht, aber wirklich sehr praktisch ist. Auch für den Transport irgendwelcher anderer Dinge von Bekannten oder für Umzüge oder zum Entsorgen von Häckselabfällen aus einem verwilderten Garten. Auch kann man damit zu fünft in Urlaub fahren oder zu zweit auch darin schlafen, wenn man nicht zu großgewachsen ist. Man kann schöne Ferien ja auch verbringen, ohne dass man irgendwo hinfliegt. Zuletzt geflogen bin ich vor vier Jahren. Und habe sowieso eigentlich nie wirklich Lust auf’s Fliegen gehabt, außer damals in dieser sechssitzigen Piper-Seneca auf dem Weg von Lamu nach Mombasa/Kenia, als mich der indische Pilot vorne neben sich Platz nehmen ließ und ich die Mangrovensümpfe von oben sah, während derjenige am Steuer irgendeine Zeitung las.
Ich habe gehört, man müsse 150.000km fahren, um die energetischen Herstellungskosten eines Kfz zu amortisieren. Also wieder „‚reinzuholen“. Ich finde es daher gut, wenn jedes hergestellte Kfz möglichst lange gefahren wird. Und ich glaube, mit meinen 245.000km bin ich da ganz gut dabei.
Nun habe ich mich in den vergangenen Wochen, auch im Internet, nach gebrauchtem Ersatz umgesehen. Daneben habe ich viel gelesen, nochmals, mehrfach und auch Neues. Über dieses ganze Thema. Und wieder bin ich entgeistert darüber, wie – teils völlig ohne Vernunft – oft an diese Dinge herangegangen wird, ohne dass oft auch nur Wenige der Wahrheiten überhaupt bislang bekannt sind (oder berücksichtigt) werden. Es ist oft eine völlig aus dem Ruder laufende höchst emotionalisierte Debatte.
Beim Diesel mag ich den geringen Verbrauch vom Kraftstoff. Auch natürlich, dass es sich in Deutschland lohnt, einen Diesel zu fahren, wenn man relativ viel unterwegs ist. Bei längeren Fahrten wird der Diesel zudem ja immer sauberer. Wenn er schön warm ist. Nicht so in den Städten.
In der Schweiz beispielsweise, jüngst gesehen, ist Diesel der teuerste Kraftstoff. Bei uns stets am günstigsten. Warum eigentlich gibt es dieses offenbar verkehrspolitische national geregelte Gefälle?
Die Stickoxide machen den Diesel zum Problem. Manche sagen, das Stickoxid sei verantwortlich für 100.000 mehr Tote in Europa pro Jahr. Oder In Deutschland. So richtig letztlich bewiesen scheint das aber nicht zu sein. Sagen die einen. Die anderen sagen, doch, das stimme. Beweise werden von jeder Seite geliefert. Ich möchte niemanden umbringen. Es gibt ein System, welches die Stickoxide binden kann. Mit Harnstoff, also Pipi. Aber unter minus sieben Grad ließe die Leistung des Kfz dann nach. Ich frage mich, wo das ein Problem ist. Wieso werden nicht endlich übermotorisierte und ausnehmende SUV und diese Angeber-Monsterpritschen mit polierten Aluminiumfelgen gesondert besteuert?
(Eigenes Thema wäre: ‚Die Psychologie hormoneller Mobilitätsauswüchse – Weibliches Sicherheitsempfinden und männliche Verkehrspotenz‘ – oder auch: ‚Wieso stimmt es, dass kleine reiche Frauen mit einem riesigen Auto zur Post fahren, um dort ihre im Internet bestellten Klamottenremittenten abzugeben und wieso stimmt es, weit häufiger, dass sexualtherapiebedürftige Jung- oder Mittelalter- oder schlicht alte Männer mit übergroßen Killermaschinen im Allgemeinverkehr terziäre Geschlechtsorgane simulieren‘. Man könnte das auch edler formulieren, ganz gewiss, aber mir liegt nicht daran.)
Beim klimaschädlichen CO2-Ausstoß allerdings scheint der Diesel immer noch unter demjenigen der Benziner zu liegen. Jedenfalls bei Nicht-Diesel-Neuwagen. Wir erinnern uns: „…erst ab 150.000km Laufleistung…“ etc.
Feinstaub scheint ein generelles Problem für Menschen zu sein. Manche haben nun herausgefunden, dass Benziner mit höheren PS-Zahlen die wahren Feinstaubproduzenten seien. „Echt übel!“ weiss Freund H.
Es gibt also das Weltklima (die *Menschheit mit CO2). Und es gibt die Stickoxide (die *Menschen). Und dann gibt es auch noch den Feinstaub (die *Menschen). Auch medial ja immer wechselweise Meldungen, mal CO2, mal Stickoxide, mal Feinstaub. Beim Feinstaub gehen die Meinungen ebenfalls weit auseinander. Die Fraunhofer sagen, Feinstaub gab es immer, er ist abhängig vom Regionalklima und ein möglicher Hauptverursacher sei möglicherweise nicht zu knapp die Großflächenlandwirtschaft. Und die Windrichtung, beispielsweise während der Erntezeit. Und der Reifen- und Bremsenabrieb. Und die Gülle vom Bauern. Und, ganz wichtig, ob es zwischenrein mal regnet. Das hat auch viel mit Zufall zu tun. Aber Zufall ist, auch wenn chaotisch, Realität.
Den Fraunhofern traue ich übrigens seit jeher generell recht hohe und unabhängige Rationalität zu. Aber wer weiss.
Also Feinstaub, Stickoxide und CO2. Und jeder von uns mittendrin, mit den täglichen Zwangsläufigkeiten, Erfordernissen und vor allem vielen unterschiedlichen Arbeitswelten zum Einkommenserwerb bezüglich Leben und Überleben, wobei hierorts das generelle Überleben ja noch nicht unbedingt infrage gestellt ist. Was die Stickoxid-Kenner bezweifeln. Zu Recht. Wenn es denn nun alles stimmt. Was die CO2-Spezialisten bezweifeln. Zu Recht. Wenn denn alles so stimmen sollte. Was die Feinstaub-Kenner bezweifeln. Zu Recht. Wenn denn alles so stimmen sollte.
Welche Qualitäten und Lebensqualitäten postulieren wir, von denen ja letztlich auch keiner weiß, welche diese nun sind oder sein sollen. In diesem großen Rad Leben und Gesellschaft. Wie alt wollen wir individuell noch werden, oder uns verjüngen sogar, oder saubere Luft ohne jegliche Emissionen und dabei Landwirtsschaftsfeinstaub schlucken, weil wir uns freuen, die Gräser der frischen Ernte zu riechen? Dabei einen halben Liter Zucker täglich zu uns nehmen. Um dies dann aus Lanzarote zu berichten oder aus Ost-Indien. Oder Grillabende genießen mit halal-Rindfleisch auf dem Rost, dessen Her- und Bereitstellung wiederum Wälder abholzt, Methan produziert, Leben vernichtet, eben anderes Leben halt, als das unsere.
Wer will das alles noch ausrechnen? Butter und Käse als Klimakiller. Schlimmer im Grunde als Diesel.
Jede Inspektion habe ich übrigens veranlasst und jeden Abgastest und viel Geld dafür bezahlt. Mit nunmehr 245.000 geleisteten km. Ich habe in dieser Zeit, die mir das Kfz beruflich unterstützte und ermöglichte, stets meine Umsatzsteuer und Einkommensteuer bezahlt. Für allgemeingewichtige Dinge im besten Fall. Der Nutzen von Steuergeldern für die Allgemeinheit obliegt politischen Entscheidungen. Ich finde das wichtig, dass das so geregelt ist. Will sagen, ich bin ein Steuerzahlerfürsprecher. Schön blöd, nicht?
Dennoch würde ich von einem politischen Komplettversagen sprechen, was die Mobilitätswegweiser der vergangenen 20 Jahre angeht. Allzu kurz die Wahlperioden und allzu groß die Interessensvertretungen manch mächtiger Verbände. Und manch mächtiger Verbrecher (wie sollte man sie anders nennen?), die manchen Konzernen vorstehen und lügen und betrügen, was das Zeug hält. Jedenfalls was es hielt. Zuletzt nehmen sie ggf. „ihren Hut“. Mit Abfindungen, von denen ich mir eine Flotte von mindestens einhundert neuen Ad-Blue-Dieseln zulegen könnte.
Ich habe mich nun entschlossen, gemäß meiner finanziellen Möglichkeiten sowie meiner Ratio, den Feinstaub und das CO2 für die wesentlichen Dinge zu halten, die Schaden anrichten. Ich werde also weiter Diesel fahren. Ich fühlte und fühle mich gleichwohl sehr alleingelassen in dieser Entscheidung. Und während und vor dieser Entscheidung. Überall Achselzucken. Oder dumpfe Posaunen, oft seitens vielfliegenden Bürohockern, denen es kein Problem bereitet, die eintausend Meter mit dem Fahrrad zur 36-Wochenstunden-Arbeit zu fahren. Kein Pardon. Der Chef meiner Werkstatt meinte auf Nachfrage nur lakonisch „Abwarten und Tee trinken.“ Klingt fast so schön wie „Kastenwagen“.
Freund H. riet mir übrigens, keinen Euro-5-Diesel mehr zu kaufen. Freund K. dagegen meinte „Ach, egal.“. Beide sind erfahrene Schrauber. Beide wussten auch, dass Euro-4-Diesel sauberer seien als Fünfer. Das hat mich dann schon erstaunt. „Und die ersten Euro-6-Diesel sind noch schlimmer, abgastechnisch!“.
Was bitte soll das alles? Hören Sie mir auf mit Arbeitsplätzen. Oder mit „Wir produzieren doch nur das, was der Kunde will!“ (…) Ich will zukünfig einfach in meinen Tank pinkeln, um dem Stickstoff mit Harnstoff auf eigene Faust den Garaus zu machen. Und ich freue mich trotz alledem auf einen neuen Gebrauchten, ich werde den vielleicht schlicht „Stadler“ nennen. Oder edler: „Winterkorn“. Dabei denkt man dann an wehende Kornfelder im Winter. Schön blöd, nicht? Noch elf Tage bis dahin. Und wenn irgendwo in der Nähe mal eine Biedermeierkommode von A nach B zu transportieren ist oder eine Ladung schweren Münzgeldes, ob weiß ob schwarz, dann einfach bei mir durchklingeln. Ich helfe immer gerne mit meinem bescheidenen Kastenwagen.
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ansonsten ist es sommer und wie schön und auch freizügig das mal wieder sich gestaltet mit gelegentlich dichten schauern zwischendurch, welche ja aber so wichtig sind fürs nässen, benetzen und die gänsehaut. und die frauen tragen ihre schönsten kleider.