Advent

A.Hm.Rogler 1956-2006

man könnte so langsam ja nun auch mal auf die strasse gehen, zum demonstrieren. kinder, alles kinder. halten mama für schuldig, wenn baden am see ausfällt wegen gewitter. schrieb ich ja schon mal, vor 1,5 jahren. kollege erzählte von einem jüngst C-toten in der familie. der war im krankenhaus wegen einer anderen kleinen sache, neben ihm der bettnachbar hustete die ganze erste nacht. woraufhin er dem personal bescheid gab, die jenen dann morgentlich C-positiv testeten. vier tage später hustete auch er und neun tage später war er tot. oder dieses fränkische kaufhaus, in dem ein arzt einen von ihm am vortage als erkrankt getesteten menschen erkannte, der sich ganz offenbar nicht in quarantäne begeben hatte, und daraufhin dem personal bescheid gab, welches dann eine durchsage veranlasste, alle positiv getesteten anwesenden sollten sich bitte unverzüglich melden. es meldeten sich, so lautet die geschichte, gleich sieben und nicht nur der eine. unsere demokratie ist in gefahr. das zu sagen ist in etwa so, wie nach vorerkrankungen zu fragen. ganz in arztmanier. und dann bedauernd zu nicken am grab und vaterunser. neulich im herbst tranken wir im hause zu dreien maskenlos kaffee, privat und näher aneinander als empfohlen, warum auch nicht, kein wort übers thema. schön der kaffee und das gespräch, auch vor allem das aus alten zeiten vertraute vertrauen. weniger neulich erfuhr ich zufällig vom impfstatus desselben besuchers, nämlich dem fehlenden. es hätte ja nun auch sein können, ich wäre vorerkrankt oder die dritte am tisch hätte dies sein können. hätte. für mich folgt, es war gastseits egal. man muss ja nicht gleich auseinandergehen, sollte man die dinge, wenigstens kurz, ansprechen. so würde ich das handhaben. „du hast ja nicht gefragt“ könnte der damalig bewirtete natürlich sagen. recht hätte er. ich habe nicht gefragt, allein ich hätte kurz ggf. erwartet. viele haben jetzt in diesen zeiten wohl eine kitzelige lust am schicksalspielen, so scheints. oder ein brummendes unterbauchverlangen am endlich mal wieder unvorhersagbaren, sofern es sie nicht selber trifft. oder gar schmeißt. wie religion, nur ohne ritual und institut und steuer und sakralraum. lust auf darwin, wenn man sich hinter ihm ohn‘ schuld verstecken kann. die kranken und schwachen und alten müssen weg, die mit schlechten genen. natur eben. wie die katze, die mir vors auto läuft – entweder, sie war alt, zu langsam, zu schwach oder zu dumm. der herr richtets und es spielt dann auch keine rolle mehr, ob ich ausgetreten bin oder buddhist oder rudolf steiner oder afd. oder einfach naturfreund oder retter von demokratie. natur, bio, alles. „ach du, wir sind da auf einer anderen spur…“ berichtete mir freundlich vor ein paar wochen eine innerlich jugendlich stets sich gebende frau knapp über die sechzig, die mit ihrer 95-jährigen anthroposophischen mutter zusammenlebt. auf meine besorgte nebenbeifrage bezüglich wohlergehen, schneeschippen, allgemeinzustand und „schon geimpft?“. wie naiv ich doch bin. und lisa fitz, eine frühere kabarrettistin, versucht vor ein paar tagen im TV zu hinterfragen old scool allen ernstes, wie viel doch „die impfhersteller verdienen würden“. ich erinnere also spontan meine lebensbedrohliche blinddarm-operation vor sechsundvierzig jahren und frage mich empört, was wohl jener arzt seinerzeit verdient haben mag. old scool. /das helle am ganzen desaster ist wenigstens, alles tritt nun erodiert hervor, was tatsache ist und ja sowieso schon immer da war, nur unter krumen und tand. endlich. die allesverächter, die demokratiebewahrer, die stets-warnenden, die ewigen kinder und besserwisser und diejenigen, die es jetzt so langsam einfach nicht mehr ohne schuldfrage aushalten. kunst und viren haben ja eines gemeinsam, beide sind nicht emotionsdemokratisch. dann also monarchie, spiritualität, gehorsam und demzufolge zu guter letzt: strafe. als rettung. man könnte ja fast schon symphatisieren mit diesem virus, denn dem ist das alles wurscht, wie wir gelernt haben. es therapiert schlicht einfach nur durch sein keinerlei willen untergeordnetem agieren, dazu noch emotionslos supergratis. die demokratie, die undemokratie, die vorerkrankungen und sogar das unvorhersagbare.

7 Gedanken zu „Advent“

  1. Ja, traurige Geschichten. 1956 – 2006. Ich habe das mir vertraut anmutende Foto neulich erst entdeckt. / Ein herzlich gutes Neues Jahr wünsche ich, liebe Gaga!

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