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(Abb.: Nasim in Heidelberg, Foto wahrscheinlich by Kirschkern.)
Die Geschichten der Welt stehen ja nie still. Einerseits manchmal erfreulich, aber eben auch, insbesondere derzeit: andererseits. Ich habe hier ja länger nichts mehr geschrieben oder berichtet über unsere (schon lange EHEMALIG) minderjährigen PFLEGEKINDER aus Afghanistan, *Bahram und Salman, die von 2016 bis 2018 bei uns im Pfarrhaus lebten. Nun aber gibt es schlechte Neuigkeiten.
*Bahram absolviert mittlerweile erfolgreich eine Ausbildung zum Kaufmann für Digitalisierungsmanagment bei einem namhaften und lokal vertretenen Orthopädieunternehmen. Auch Dank eines Spendenaufrufes in 2021 war es möglich, dass seine Familie nach dem ungeahnten und plötzlichen Corona-Tod seines Vaters und während der Machtübernahme der Taliban nach Teheran in IRAN übersiedeln konnte. Seit Anfang des Jahres aber wollen die iranischen Behörden vermehrt alle Afghanen in ihr Heimatland baldmöglichst zurückschicken.
Betroffen ist davon auch die Famile von *Bahram, für die er, als ältester Sohn fernab der Heimat und seit dem Tod des Vaters eine große Verantwortung übernommen hat. Für seine Mutter, seine beiden durch tragische Unfälle im Kindesalter eingeschränkten und behinderten Schwestern und seinen jüngerer Bruder.
Wichtig: *Bahram ist: Nasim.
Aus Gründen des Jugend- und Datenschutzes hatte ich in allen Berichten und Erzählungen des Zusammenlebens seither immer ihre – damals nachgefragt selbstgewählten – Pseudonyme gewählt.
Ich möchte hiermit also einen von ihm, Nasim, selbstverfassten persönlichen Spendenaufruf sehr dringend teilen und weiterleiten. Und auch meinerseits in dieser Sache um Hilfe bitten:
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Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
viele von Ihnen und Euch haben mich, Nasim Sarwari, bereits vor vier Jahren begleitet und unterstützt, als meine Familie nach dem plötzlichen Corona-Tod meines Vaters und der Machtübernahme der Taliban 2021 aus Afghanistan in den Iran fliehen musste. Dank Eurer Hilfe konnte ich in Teheran eine kleine Wohnung anmieten, die meiner kranken Mutter, meinen beiden behinderten Schwestern und meinem Bruder eine sichere Zuflucht war.
Dafür danke ich euch von Herzen. Diese vier Jahre der Stabilität und Sicherheit wären ohne eure Solidarität nicht möglich gewesen.
Doch nun hat sich die politische Lage erneut dramatisch verschärft: Wie zuvor Pakistan schiebt jetzt auch der Iran massenhaft afghanische Geflüchtete ab – darunter auch meine Familie. Sie haben bereits einen Abschiebebescheid erhalten und sitzen auf gepackten Koffern. Ihre Angst vor der Rückkehr nach Afghanistan ist groß. Vielleicht habt ihr bereits in den Medien davon erfahren.
Die Situation in Afghanistan ist nach wie vor katastrophal. Seit der Machtübernahme der Taliban hat sich die Lage im Land wirtschaftlich und gesellschaftlich stark verschlechtert. Das durchschnittliche Jahreseinkommen pro Kopf ist laut Statistischem Bundesamt von 550 Dollar (vor der Taliban-Herrschaft) auf nur noch 380 Dollar im Jahr 2023 gesunken. Es fehlt an Arbeit, Nahrung, medizinischer Versorgung – und besonders an Hilfe für Menschen mit Behinderung. Für meine beiden behinderten Schwestern gibt es dort keinerlei staatliche Unterstützung.
Ich selbst beginne bald mein drittes Ausbildungsjahr zum Kaufmann für Digitalisierungsmanagement. Die Zwischenprüfung habe ich bereits bestanden. Von meinem kleinen Azubi-Gehalt unterstütze ich meine Familie so gut ich kann – aber es reicht nicht, um ihnen ein einigermaßen würdevolles Leben zu ermöglichen, geschweige denn die Rückreise und das Nötigste in Afghanistan abzusichern.
Wir hatten versucht, meine Familie nach Deutschland zu holen – doch der Antrag wurde leider abgelehnt. Nun bleibt keine andere Wahl, als in das Land zurückzukehren, aus dem sie einst geflüchtet sind – in ein unsicheres und perspektivloses Leben.
Ich bitte euch daher erneut, meiner Familie in dieser schweren Zeit zu helfen. Jeder einzelne Euro hilft. Jeder Beitrag bedeutet Hoffnung, Nahrung, Medizin oder ein Dach über dem Kopf. Ich verspreche, mein Bestes zu geben, um meine Familie weiter zu unterstützen – aber ich schaffe es nicht allein.
Meine ehem. Pflegemutter, Pfarrerin Gudrun Bertsch, hat ein Spendenkonto eingerichtet:
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G u d r u n B e r t s c h
Verwendungszweck: NASIM
Kreissparkasse Tübingen
IBAN: DE88 6415 0020 0004 7471 94
BIC: SOLADES1TUB
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Dies ist ein privater Spendenaufruf, daher kann leider keine Spendenbescheinigung ausgestellt werden. Vielen Dank für eure Menschlichkeit, eure Solidarität – und dass ihr nicht wegschaut.
Euer
Nasim Sarwari
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siehe auch:
https://schneckinternational.me/frau-mullah-et-consorten
https://schneckinternational.me/bahrams-vater-✝