168km

336km Schwarzwald, Adventsbasar in Tortursiedlung. Ein wenig mit anderen Eltern sich unterhalten, anderen Elternteilen, derjenigen der Freundinnen. Eine meint, sie würde sich in der letzten Zeit zurückziehen? Wenn Sätze ganz hinten als Frage enden.

Auf der Heimfahrt durch mondbeschienene Schneelandschaften erzählt sie, dass bei ihr immer alles nicht klappen würde, wenn sie sich etwas besonders schön ausgedacht habe. Sie sagt das so. So unbedeutend, lachend, ach wo. Aber dieses „immer“. Ich versuche mich zu erinnern: An mich. An ihre Mutter. Beschreibe ihr in Höhe Titisee/Neustadt das Phänomen der sich selbsterfüllenden Prophezeiung. Nein nein, das sei bei ihr nicht so, protestiert sie. Sie prophezeie sich den Schiefgang nicht vorher – das sei eben einfach so bei ihr! Und wieder lacht sie, fast selbstbewusst.

Wäre das alles auch so, wäre alles anders gekommen? Wäre das alles so, würde auch ich im Alltag mit ihr leben? Mit meiner hervorragenden Einbildungsfähigkeit sehe ich sie schwarz gekleidet in ihrem schwarz gestrichenen Jugendzimmer sitzen, sich in düsteren Foren bewegend und an der Welt zweifelnd und schließlich zerbrechend. Ich habe Angst, einfach unendliche Angst um sie. Die stets ebenso unendlich sich verklärt wegen dieses verdammten Abstandes. 168km.

Es kann aber ja auch alles mal gut gehen und schön enden, nicht? Das flüsterte mir der gütige Mond dann im Nebel bei Rottweil.