Selbst,

(Foto: Die Köchin)

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EDIT, nun also endlich am richtigen Ort: Eine ursprünglich eher aus semi-melancholischen Eitelkeiten hyperinszeniert entstandene Urlaubs-End-Fotographie hat einen willfährig aufbegehrenden Bedeutungswandel erfahren. Erst Herr Kid hat mit seiner äußerst gelungenen Double-Meta-Imitation unter der Überschrift „Kann ich auch!“ eine wundervolle neue Bewegung lawiniert! Unter der Betitelung „Selbst, als Bomberpilot für’s Gute an sich“ sind nun mittlerweile – weltweit! – mannigfach hervorragende Adaptionen einer möglchw. stetig wachsenden Crow einzusehen, die sich das Zeichen des Sieges (engl.: Victory) über das Böse auf die wahrhaft wehrhaften Helme schreibt:

Herr Kid
Frau Montez
Herr Mek
Fräulein Krabbe
Mr. Speed
Frau Felis-Major
Frau Casino
Frau Gaga
Mdme. Tikerscherk
Frau Landlebenblog

(tbc)

Deutsche Westsee:

Es Gibt kein schlechtes wetter, gibt nur unangemessene kleidung. Angemessene kleidung, schönes wetter. Angemessenes wetter.

Schöne Kleidung.

Die Kirschkern war ein paar tage in paris, das erste mal, seit sie dort laufen lernte. Vor allem treppensteigen. Auch dort, wo sie einst an jedem heißen sommertag im schatten in einen eimer mit wasser hineingepasst hatte, zur abkühlung. Manchmal war es witzig und schwierig gewesen, sie aus dem eimer wieder herauszubekommen. Es ist aber immer gelungen. Die düsenjäger pfurzten ihre trikolore über die stadt, das war schon groß. Ich trug kurzärmelige helle hemden und kratzte mich am busen, wann immer es mir passte.

Strandbad wannsee. Die alte dame ruderte da vor 70 jahren mit dem horst wessel lied und der ersten strophe joseph haydn. Sie freute sich sehr, dass ich sie anrief von dort. Spricht das abends extra nochmal auf band bei mir. Dass sie sich so gefreut habe. Ob ich es wohl schaffe, sie noch einmal irgendwie dorthin zu bugsieren? Der wind pfiff, die sonne schien und die konfirmationsschwippcousine ging baden. Zuletzt war ich hier vor 8 jahren gewesen, ich war mit der kirschkern unzählige male ins sommerwasser gerutscht damals, nachdem deutschland gegen italien ausgeschieden war und ich keinen espresso mehr trank, acht wochen pizza mied und venedig immer schon als grundlos überbewertet empfunden hatte.

Durch den regen nach westen über die brücke von 1963. Den kleiderbügel, diese vogelfluglinie. Auch so ein aufbruchhaftes westdeutsches sehnsuchtswort des wirtschaftswunders. Meine großmutter mit den punktekleidern, in ahrensburg im altersheim, familientreffen timmendorfer strand und scharbeutz. Und immer „schade, dass du kein soldat geworden bist.“

Der wedding regt an. Sagt der lieblingsfotograf.

Der wind hat sich gelegt, er pennt.

Und dann endlich die sonneninsel. In der tat, alle wolken mit molle ziehen weiter ans land. Ein standortvorteil. man glaubt es kaum, wenn man regen nicht allein als schlechtwetter empfindet.

Viel Sonne, keine maulwürfe. also mein plan: maulwürfe auf dieser insel heimisch werden zu lassen zu begünstigen. Ich bin ja ein biologisches monster und artengerecht aufgestellt, zudem darwingeprägt. Im abitur hatte ich 13 punkte in biologie. ausgerechnet einer naturwissenschaft.

Morgens hätte ich oft verschleierte augen. Sagt die köchin. Das stimmt. Matschige augen, sage ich. Kommt vom nichtträumen oder vom zuvielträumen. Ich mag diese verordneten ruheminuten im halben nichtsein. Ich würde mir punkte tattoowieren lassen auf die handrücken, wenn ich das toll fände. Eine der schönsten wiederkehrenden lebenszeiten ist die frühe stunde mit ihren noch unsortierten gedanken und deren endlosen welten. oder einen anker auf die hüfte mit glaube, liebe, hoffnung darunter.

Kein netz. Kein internet. Dafür DLF. Mal wieder radio hören und aufhorchen, wenn sie sagen: deutsche nordseeküste 5-6, in böen 7. Hat man im süden ja nie, dort nur hagel gleichermaßen auf schönen neuen kfz-wägen wie alten autos, das ist sehr demokratisch. mit wunderbar plastischen beulen. Das ist bildhauerei. Mein porsche wäre einer mit hagelschaden.

Das Fahrrad gegenwind, rückwärts rückenwind, wenn der wind nicht drehte zwischenzeitlich. Mein arsch tat weh, der kannte das nicht mehr. Kann gut sein, dass ich generell sogar ein fahrradtyp werden könnte. Aber niemals in radlerkleidung, vorher nackt. Strassenklamotten mit schieber gegen die sonne, satteltaschen, 3 gänge. Wenn helm, dann GI oder sturmtruppen.

Die Dreimastbark Niobe, ein denkmal erinnert. Ich muss die alte dame fragen nach ihrem vater, meinem haudegengrossvater. Die niobe, ein segelschulschiff der reichsmarine, sank nach zu viel takelage aufgrund einer einzigen starkböe im fehmarnbelt. Soviel ich weiss war das 1932. Die hälfte der besatzung, ungefähr 46 menschen, ertranken. Wieviele leute sind nicht schon in der ostsee ertrunken. Jede qualle, jede krabbe eine seele.

Die ostsee, so erfuhr ich, ist offenbar das größte brackwasser der erde. Der salzgehalt liegt im wert hälftig zu dem der nordsee. „Brackwasser“ klingt nicht schön. Aber ich mag dieses brackwasser sehr, wie sollte es auch anders sein, als kriegsenkelchen.

Marine. Meine grossmutter, soldatenfrau, hoffte, als ich das adolescente alter erreicht hatte, dass ich selbstverständlich zur marine gehe, insgeheim. meine lieblingsomi, ich sagte immer „Omi“, nicht oma. Dann habe ich sie mal besucht in ahrenburg mit 18. Wie schade, dass du kein soldat geworden bist. Ich war aber eben auch zu klein. In ihrer vorstellung hätte mir eine u-boot-karriere gut gestanden, die brauchen ja die eher kleineren. Ihren ersten kuss gab sie auf der mole in pillau mit siebzehn, heute baltisk. Der postler ermöglichte ein heimliches treffen mit ihrem geliebten späteren haudegen. Auch die beiden Lieben, Waldemar und Gertrud, schwimmen heute in der ostsee, sie wurden in der kieler förde seebestattet. Später, als man wieder konnte und durfte, warf die alte dame dort ein sträußchen ins meer, auf unserem weg nach kaliningrad.

Lustkreis. (wortwitz).

Inselfasane huschen durch die felder und rufen einem rätsel zu, rehe springen grundlos über den weg und hasen oder mutierte grosskaninchen legen die ohren an, wenn sie gas geben beim unnötigen flüchten. dabei will man denen doch gar nichts.

Und dann Jimi Hendrix. Es gibt einen gedenkstein, ich finde, der ist ganz gut gemacht, großer granit. Sein letztes konzert, 4.-6.9.1970, das „love and peace festival“ auf fehmarn. Untergebracht war er offenbar in einem hotel in puttgarden, dem „Dania Hotel-Restaurant“. Das gibt es immer noch. In diesem kleinen dorf, das die welt kennt wegen der fahrscheine der halbstündigen vogelflugfähren. Und nun planen sie, wegen 23min. ersparnis von zeit einen tunnel zu bauen. Immer dieses geldverdienen, wegen ein paar minuten oder ein paar pfennigen, die sich irgendwann zu geldhaufen auswachsen.

Es war jetzt also ein wunderbarer jahresurlaub. Zunächst berlin mit dem arbeitsamen entwerfen von konzeptplänen mit langen lieben kollegen. Including formulierungen und wortloses metaverständnis. Eine immerwährend kreative und produktive renaissance des Gewollten, angereichert mit mittlerweile viel erfahrung im ungesagten. Immer mehr. Das ist so schön.

Auch die begegnung mit dem alten stuttgarter freund und lieblingsfotografen, der schon lange eine unumstössliche größe ist in meinem dings und leben. Der nun nach B gezogen ist. In all unseren unterschieden, die wahrscheinlich so groß gar nicht sind. Ich begab mich zwei nächte zu ihm nach charlottenburg. Wir saßen im Diener und stritten eine zeit lang über politisches. Meistens sind es gegenseitige unterstellungen. Das streiten, das unterstellen mit ihm ist immer erkenntnisreich, selbst für mich, der ich doch eigentlich immer recht habe. Vielleicht machen wir gemeinsam etwas über mode. Mich würde das sehr freuen, er wurde eingeladen und er hat mich dazugeladen.

Man kann jetzt auch in steinwurfnähe hermannplatz für 90 euro und vier personen speisen. Das wusste ich noch nicht. Das ging früher nicht, das war gar nicht möglich. Umso schöner mit der Köchin, der Hohbrechterin, derer beider grosscousine (gerade frischkonfirmiert) und na klar, logisch, mir.

Dann die fahrt durch sturm und regen nach fehmarn, vorbei an einigen lieblingsstätten, so auch dem kloster cismar, wo ich im hungerwinter 98/99 ein stipendium ableben durfte. Ich sammelte damals gefrorenen sand mit zutaten (quallen, Tang) am strand, füllte die melange in gläser, verschraubte und betitelte „Küstendreck“ mit schreibmaschine. Dann wartete ich im warmen zuhause über den St.-Pauli-Nachrichten, bis die Gläser explodierten.

So etwas würde ich heute natürlich nicht mehr machen.

Ein besuch bei der kirschkerntante nächst den mädels vom immenhof (Teile 4 und 5). Hund otto, ein brauner Labrador, kirschkerns liebling, ist jetzt kein kind mehr, sondern ein mann, aber sein stofftier bringt er einem immer noch schwanzwedelnd zum kaffee an den tisch. Lütjenburg, Hohwachter Bucht, Sehlendorfer Strand, Heiligenhafen, was für schöne namen.

Dann aber wieder schnell über die windige brücke nach der insel. Weite riesige felder jenseits der süddeutschen realteilung, rauhe strände im westen, steile küste im osten. Im osten findet man durchaus einsame badeplätze. Überhaupt ist dort nichts überlaufen. Und wenig spektakulär, wie anderswo. Es ist eher einsam und unterlaufen, und alles lässt einen in ruhe. Und wenn man fussballschauen will, dann kann man das im städtchen Burg tun. Wir bejubelten das erste deutsche gruppenspiel in einer art berliner eckkneipe, sowas gibt es dort. Und wind den ganzen tag und sonne, wenn es anderswo regnet. Die luft ist so gesund, dass es schon fast wieder ungesund ist.

Und zuletzt diese wunderschöne ferienwohnung auf der insel, ein kleines, aber eigentlich gar nicht so kleines häuschen, bis in die 1970er Jahre reetgedeckt, sich in behutsamer und liebevoll wohliger Endrenovierung befindend mit schönen optionen. Orte quatschen ja immer viel über deren Bewohner, auch wenn diese das gar nicht wollen eigentlich. Eine wunderbare werkstatt im aufbau, ein garten in ebendiesem, eine kiste hinterlassenes Bier für die gäste, eine schöne offene küche, dazu sogar eine Fussbodenheizung, die untenrum lackierte nägel erröten läßt. Und vieles mehr. Ich will mich jetzt aber im verraten bremsen. Die köchin und ich jedenfalls, wir haben uns verdammt wohl gefühlt. Ganz großen Dank den lieben gastgebern dieses so guten ortes!

Todendorf, Garten

(schon wieder würzig, schon wieder herrlich.)

Martha

St. Martha, Nürnberg

(St. Martha nach dem Brand)

Was so aussieht, als würde es sich um einen in jeder Hinsicht konstruktiven Wiederaufbau oder Ähnliches handeln, ist leider gegenteilig zu betrachten. Ein Paradoxum das Gerüst, denn es behinderte einerseits die Löscharbeiten, andererseits ist die erst kürzlich begonnene Renovierung der Kirche St. Martha zu Nürnberg vermutlich verantwortlich für deren nunmehr fast komplette Zerstörung, da sich die Brandursache wahrscheinlich und möglicherweise im Baustellenbetrieb, der jüngst begann, finden lassen werden wird.

Oder auch nicht.

Ich bin immer noch erstaunt, wie sehr mich das Geschehen von heute Nacht betroffen macht. Ich schlief selig kaum 1000 Meter entfernt und hatte nichts, gar nichts, vom nächtlichen Aufruhr mitbekommen. Morgens begab ich mich zur Arbeitsstätte, einer ebenfalls ja sehr alten Kirche, und begann zunächst alleine das Tagwerk. Gegen 8.40 Uhr rief der Kollege an und fragte mich, ob ich ihn – wie jeden Morgen – vom Weltgerichtsportal an der Südseite her einlassen könne. Ich begab mich nach unten und ein aufgewühlter Freund kam mir entgegen, der mich sofort ansprach, „ob ich es denn schon mitbekommen habe, das, was heute Nacht geschehen sei.“ „St. Martha ist abgebrannt!“ fuhr er fort und erzählte, wie er in den Morgennachrichten beim Kaffee die Meldung aus dem Radio vernahm, wonach eine alte Kirche in der historischen Nürnberger Altstadt einem verheerenden Feuer zum Opfer gefallen sei. Sofort dachte er natürlich an ‚unsere‘ Kirche, bekam allerdings schon bald durch weitere Worte und Namen entwarnend erlösende Zeichen.

Ich schlug vor, doch einfach hinüber zu gehen. Vor weiteren Spekulationen. Um uns alles anzusehen.

Vielleicht ist es das: Es ist ein anderes Arbeiten in Sakralräumen. Immer wieder bemerke ich das, besser: Es lässt sich meinerseits an mir bemerken. Beihnahe schon abstrakt im Anwurf. Es ist nicht allein so etwas Rationales wie etwa bspw. Kirchengeschichte, Kunstgeschichte, Architekturgeschichte oder ähnliches. Es ist ggf. auch ganz egal, welche Religion man bevorzugt. Es ist Menschengeschichte. Sakralräume sind Menschenräume. Sie wurden für die jeweiligen Seelen, Gedanken, Wünsche, Abgründe oder Hoffnungen von Menschen für Menschen geschaffen. Diese ganzen Verbundenheiten und Zugehörigkeiten, man spürt sie irgendwann, diese Hinterlassenschaften und Anhäufungen, ganz gleich, ob man denn ‚glaubt‘ oder nicht. Ob man das will, oder nicht. Gebete, Gedanken, Verwerfungen oder Widersprüche. Auch Glück. Jede Pore eins solchen Bauwerks erzählt irgendwann eine Geschichte, sofern man Menschen mag. Ein Hot-Spot. Alles bündelte sich und bündelt sich ebendort. Bis heute.

In solchen Räumen ist gut Arbeiten. Für was, wenn nicht dies.

Und gestern nun ist ein solcher Raum, eine über 600 Jahre alte Kirche, die sämtliche Kriege und sogar den letzten fast unverletzt überlebt hat, einfach so abgebrannt. Mitten in der Nacht. In heutigen Zeiten. Trotz einem modernen Brandschutz und einer umfassenden höchstmöglichen Beherrschung aller Grundübel, wie Feuer, Erdbeben oder Statik. Es ist unfassbar.

Was übrig bleibt, das ist im Grunde eine Ruine. Der gotische Dachstuhl von 1380 stürzte irgendwann heute Nacht ins Kircheninnere. Die Orgel ist komplett zerstört, ebenso wie offenbar zwei von drei Glocken. Die Giebelwände stehen nun frei, nicht mehr gehalten durch die Hölzer des Dachstuhls. Sie sind höchst einsturzgefährdet und müssen ggf. abgetragen werden. Es gibt nicht mehr so viele gotische Dachstühle auf der Welt. Das muss man auch wissen. Aber das Andere, das oben Beschriebene eines solchen Ortes, ist vielleicht ungleich wichtiger.

Die Ursache? Natürlich spekulierten wir den ganzen Tag. Es gibt ein paar Ansätze. Fundierte Annahmen, mehr aber sind dies fachliche Erklärungsversuche und das Exzerp aus Beobachtungen und Erfahrungen, wie es ja so viele Erklärungsversuche der Ist- und Dingwelt gibt. Der Mensch, selbst ein Spezialist, muss ja immer erklären und noch vor dem Erklären verstehen. Die Experten, die die Brandursache klären sollen, sie dürfen erst in das Gebäudeinnere hinein, wenn die Einsturzgefahr behoben ist. Ein Drehwurm und Abbild der Ohnmacht, ein bisschen.

Und natürlich haben wir einmal wieder geschworen, jeden Abend nach der Arbeit stets den Hauptstecker der Stromversorgung zu ziehen, obgleich wir das ja sowieso tun. Schon immer.

Hier ein behutsamer Bericht des BR vom Tag danach:
>>> http://www.br.de/nachrichten/mittelfranken/feuer-st-martha-kirche-nuernberg-102.html

schpfg.

In den Pausen beim Rauchen denke ich oft an die Schöpfung. Die Falken sind wieder da und lassen den Rest ihrer Mahlzeiten von ihrem Fressplatz aus – hoch oben am Südturm – wie immer vor das südliche Westportal herunterfallen, allerlei Flügel ohne den Rest, Fragmente von Fusskrallen, mal beringt mit einer gravierten Mobilnummer des verlustig gegangenen Züchters, mal unberingt, oder ausgehöhlte Torsi von Amseln, Tauben und ähnlichen Beutetieren. Die hübsche Bettlerin vor dem Haupteingang, auch sie ist wieder da und die Eichelhäher sind auch wieder da, was erstaunlich ist, denn im letzten Jahr waren durch einen Kapitalfehler der Eltern bezüglich der Wahl ihres Brutplatzes hinter dem steinernen Laurentius an der Südseite durch die Sommerhitze die drei gerade flügge gewordenen Jungen wahrscheinlich vor Durst ums Leben gekommen, ich hatte besorgt noch ein Töpfchen mit Wasser an den Boden platziert, erfolglos, und der Mesner brachte dann den letzten Jungvogel, der noch lebte, zur nahen Polizeistation, wo sie ihn sicherlich weiterreichten zur Vogelstation, aber ob er das wirklich geschafft hat, ich weiss es nicht, ich glaube es nicht, ganz ehrlich gesagt. Und auch ich bin ja wieder da (hier: als Teil der Schöpfung), ebenso der Kollege, die forschen Bauforscher, die Architektin, die Holzleute, die Bratwürste, die Glasfrau, die Steinleute mit dem Jäger R. und seinen beiden Haralds. Die alte Frau allerdings mit den langen grauen Haaren im kunstvoll geflochtenen Zopf, die in den letzten Jahren jeden Morgen ehrenamtlich im Innern staubsaugte, stets freundlich in Allem und ebenso grüßend, ist nun nicht mehr da, ich fragte den Mesner heute besorgt nach ihr, ja, sie lebt gottseidank, aber sie würde jetzt am Rollator gehen, wegen einer alten wiederkehrenden schlimmen Borreliose, weshalb sie leider nicht mehr staubsaugen könne und freundlich sein. Er müsse sie dringend mal wieder anrufen, sagt er. Und auch das ganze Material, was wir benötigen und verarbeiten: Es ist wieder da. Anders in diesem Jahr ist, dass ich mir für die zu erledigenden Putzergänzungen aus Heißkalkmaterial nun sehr diszipliniert Einmalhandschuhe aus der Apotheke überanziehe, damit die Haut meiner Hände sich auch weiterhin einigermaßen zur Schöpfung dazugesellen kann. Man mag kaum glauben, wie sehr und vor allem schnell das Kalkwasser eines sich gerade erst selbst gelöscht habenden Kalkes angreift und Greisenhände mit offenen Stellen verursacht, deren kleine und größere Krater und Furchen dann suppend Wochen benötigen, um auszuwachsen und abzuheilen. Nicht ganz und gar schlimm, aber auch alles andere als ganz und gar gut. So ähnlich verhält es sich bislang in diesen Halbwochen, Tagen und Stunden mit den sonstigen Vorkommnissen. Es ist eben Zwillingszeit. Da gehen die Daumen nach oben und nach unten, so schnell kann man nicht denken.