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„Wollen Sie sich hinlegen oder gehts im Sitzen?“ Im Sitzen gehts immer. „Oh, sie haben ja gar keine Adern?“ Ich hab Adern, die sind nur klein, weil es kalt ist, ich noch keinen Kaffee hatte und weil die nicht gepiekst werden wollen, was ich irgendwie ja verstehen kann, obwohl es bei mir – als Adern-Chef – auch im Sitzen geht und sowieso egal ist. „Jaja, wenn man noch nichts gefrühstückt hat, dann hat man auch noch kein Pathos, nicht? Moment, ich hol mal eben eine kleinere Nadel.“

Es knarzt und gluckst.

„Sie können die 65 Euro auch beim nächsten Termin bezahlen. Man hat ja nicht immer 65 Euro dabei, vor allem so frühmorgens.“ Ja gut, ich bezahle die 65 Euro dann beim nächsten Mal. Ach, und das EKG? „Das EKG machen wir dann auch beim nächsten Mal.“

An Tagen wie dem heutigen, an denen einen alle grüßen, obwohl sie einen gar nicht kennen, tut auch das Zapfen nicht weh. Irgendetwas muss mit mir sein heutfrüh, dass mich alle grüßen, auch die, die mich gar nicht kennen. Und sogar freundlich dazu. An anderen Tagen grüßen einen ja manchmal nicht mal diejenigen, die einen eigentlich kennen sollten. Auch nicht, wenn man selbst zuerst gegrüßt hat, und freundlich dazu. An manchen Tagen schauen einen alle auch einfach nur voller Mitleid an von morgens bis abends. Das gefällt mir dann immer gar nicht, und je mehr es mir gar nicht gefällt, desto mehr schauen einen alle mitleidig an, den ganzen Tag lang, bis ich gar nicht mehr hinsehe.

Ein Teilmysterium des Alltags, welches ich allerdings gar nicht hinterfragen will. Schon gar nicht heute. Stattdessen überkommt mich später ein großes und dankbares Wertschätzen der ersten Brezel, des ersten Kaffees, ähnlich wie das Staunen über einen Sonnenaufgang, wenn dieser zuvor mal einen Tag nicht stattfand aus irgendeinem Grund, was ich allerdings auch noch nie erlebt habe.